type | fiction |
booktitle | Simplicius Simplicissimus |
author | Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen |
year | 1975 |
publisher | Deutscher Taschenbuch Verlag |
address | München |
isbn | 3-538-05098-8 |
title | Simplicius Simplicissimus |
sender | gerd.bouillon@t-online.de |
firstpub | 1667 |
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Das 6. Kapitel
Ist kurz und so andächtig, daß dem Simplicio darüber ohnmächtig wird
Kaum hatte ich mich zum Schlaf akkommodieret, da hörete ich folgende Stimm: »O große Liebe, gegen uns undankbare Menschen! Ach mein einziger Trost! mein Hoffnung, mein Reichtum, mein Gott!« und so dergleichen mehr, das ich nicht alles merken noch verstehen können.
Dieses waren wohl Wort, die einen Christenmenschen, der sich in einem solchen Stand, wie ich mich dazumal befunden, billig aufmuntern, trösten und erfreuen hätten sollen: Aber, o Einfalt und Unwissenheit! es waren mir nur böhmische Dörfer, und alles ein ganz unverständliche Sprach, aus der ich nicht allein nichts fassen konnte, sondern auch eine solche, vor deren Seltsamkeit ich mich entsetzte; da ich aber hörete, daß dessen, der sie redete, Hunger und Durst gestillt werden sollte, riet mir mein ohnerträglicher Hunger, mich auch zu Gast zu laden, derowegen faßte ich das Herz, wieder aus meinem hohlen Baum zu gehen, und mich der gehörten Stimm zu nähern, da wurde ich eines großen Manns gewahr, in langen schwarzgrauen Haaren, die ihm ganz verworren auf den Achseln herum lagen, er hatte einen wilden Bart, fast formiert wie ein Schweizerkäs, sein Angesicht war zwar bleichgelb und mager, aber doch ziemlich lieblich, und sein langer Rock mit mehr als tausend Stückern von allerhand Tuch überflickt und aufeinandergesetzt, um Hals und Leib hatte er ein schwere eiserne Ketten gewunden wie S. Wilhelmus, und sah sonst in meinen Augen so scheußlich und fürchterlich aus, daß ich anfing zu zittern, wie ein nasser Hund, was aber meine Angst mehret', war, daß er ein Kruzifix ungefähr sechs Schuh lang an seine Brust drückte, und weil ich ihn nicht kennete, konnte ich nichts anders ersinnen, als dieser alte Greis müßte ohn Zweifel der Wolf sein, davon mir mein Knan kurz zuvor gesagt hatte: In solcher Angst wischte ich mit meiner Sackpfeif hervor, welche ich als meinen einzigen Schatz noch vor den Reutern salviert hatte; ich blies zu, stimmte an, und ließ mich gewaltig hören, diesen greulichen Wolf zu vertreiben, über welcher jählingen und ohngewöhnlichen Musik, an einem so wilden Ort, der Einsiedel anfänglich nicht wenig stutzte, ohn Zweifel vermeinend, es sei etwa ein teuflisch Gespenst hinkommen, ihn, wie etwa dem großen Antonio widerfahren, zu tribulieren, und seine Andacht zu zerstören: Sobald er sich aber wieder erholete, spottet' er meiner, als seines Versuchers im hohlen Baum, wo hinein ich mich wieder retiriert hatte, ja er war so getrost, daß er gegen mich ging, den Feind des menschlichen Geschlechts genugsam auszuhöhnen. »Ha«, sagte er, »du bist ein Gesell dazu, die Heiligen ohne göttliches Verhängnis« etc. mehrers habe ich nicht verstanden, denn seine Näherung ein solch Grausen und Schrecken in mir erregte, daß ich des Amts meiner Sinne beraubt wurde, und dorthin in Ohnmacht niedersank.