type | legend |
booktitle | Sagen des klassischen Altertums |
author | Gustav Schwab |
year | 1982 |
publisher | Insel Verlag |
address | Frankfurt am Main |
isbn | 3-458-31827-5 |
title | Sagen des klassischen Altertums |
pages | 3-972 |
sender | gerd.bouillon@t-online.de |
firstpub | 1838 |
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Die Griechen
Die Versündigung, die sich Paris als Gesandter zu Sparta gegen Völkerrecht und Gastrecht hatte zuschulden kommen lassen, trug im Augenblick ihre Früchte und empörte gegen ihn ein bei dem Heldenvolke der Griechen alles vermögendes Fürstengeschlecht. Menelaos, König von Sparta, und Agamemnon, sein älterer Bruder, König von Mykene, waren Nachkommen des Tantalos, Enkel des Pelops, Söhne des Atreus, aus einem an hohen wie an verruchten Taten reichen Stamme; diesen beiden mächtigen Brüdern gehorchten außer Argos und Sparta die meisten Staaten des Peloponneses, und die Häupter des übrigen Griechenlands waren mit ihnen verbündet. Als daher die Nachricht von dem Raube seiner Gattin Helena den König Menelaos bei seinem greisen Freunde Nestor zu Pylos traf, eilte der entrüstete Fürst zu seinem Bruder Agamemnon nach Mykene, wo dieser mit seiner Gemahlin Klytämnestra, der Halbschwester Helenas, regierte. Der teilte den Schmerz und den Unwillen seines Bruders; doch tröstete er ihn und versprach, die Freier Helenas ihres Eides zu gemahnen. So bereisten die Brüder ganz Griechenland und forderten seine Fürsten zur Teilnahme an dem Kriege gegen Troja auf. Die ersten, die sich anschlossen, waren Tlepolemos, ein berühmter Fürst aus Rhodos, ein Sohn des Herakles, der sich erbot, neunzig Schiffe zu dem Feldzuge gegen die trügerische Stadt Troja zu stellen; dann Diomedes, der Sohn des unsterblichen Helden Tydeus, der mit achtzig Schiffen die mutigsten Peloponnesier der Unternehmung zuzuführen versprach. Nachdem die beiden Fürsten mit den Atriden zu Sparta Rat gepflogen, erging die Aufforderung auch an die Dioskuren oder Zeussöhne Kastor und Pollux, die Brüder Helenas. Diese aber waren schon auf die erste Nachricht von der Entführung ihrer Schwester dem Räuber nachgesegelt und bis zur Insel Lesbos, ganz nahe an die trojanische Küste, gekommen; dort ergriff ein Sturm ihr Schiff und verschlang es. Die Dioskuren selbst verschwanden; aber die Sage versicherte, sie seien nicht in den Wellen umgekommen, sondern ihr Vater Zeus habe sie als Sternbilder an den Himmel versetzt, wo sie als Beschirmer der Schiffahrt und Schutzgötter der Schiffahrenden ihr sorgenvolles Amt von Zeitalter zu Zeitalter verwalten. Indessen erhub sich ganz Griechenland und gehorchte der Aufforderung der Atriden; zuletzt waren nur zwei berühmte Fürsten noch zurück. Der eine war der schlaue Odysseus aus Ithaka, der Gemahl Penelopes. Dieser wollte sein junges Weib und seinen zarten Knaben Telemachos der treulosen Gattin des Spartanerköniges zuliebe nicht verlassen. Als daher Palamedes, der Sohn des Fürsten Nauplios aus Euböa, der vertraute Freund des Menelaos, mit dem Sparterfürsten zu ihm kam, heuchelte er Narrheit, spannte zu dem Ochsen einen Esel an den Pflug und pflügte mit dem seltsamen Paare sein Feld, indem er in die Furchen, die er zog, statt des Samens Salz ausstreute. So ließ er sich von beiden Helden treffen und hoffte dadurch von dem verhaßten Zuge freizubleiben. Aber der einsichtsvolle Palamedes durchschaute den verschlagensten aller Sterblichen, ging, während Odysseus seinen Pflug lenkte, heimlich in seinen Palast, brachte seinen jungen Sohn Telemachos aus der Wiege herbei und legte diesen in die Furche, über die Odysseus eben hinwegackern wollte. Da hob der Vater den Pflug sorgfältig über das Kind hinweg und wurde von den laut aufschreienden Helden seines Verstandes überwiesen. Er konnte sich jetzt nicht länger mehr weigern, an dem Zuge teilzunehmen, und versprach, die bitterste Feindschaft gegen Palamedes in seinem listigen Herzen, zwölf bemannte Schiffe aus Ithaka und den Nachbarinseln dem Könige Menelaos zur Verfügung zu stellen.
Der andere Fürst, dessen Zustimmung noch nicht erfolgt, ja dessen Aufenthalt man nicht einmal kannte, war Achill, der junge, aber herrliche Sohn des Peleus und der Meeresgöttin Thetis. Als dieser ein neugebornes Kind war, wollte seine unsterbliche Mutter auch ihn unsterblich machen, steckte ihn, von seinem Vater Peleus ungesehen, des Nachts in ein himmlisches Feuer und fing so an zu vertilgen, was vom Vater her an ihm sterblich war. Bei Tage aber heilte sie die versengten Stellen mit Ambrosia. Dies tat sie von einer Nacht zur andern. Einmal aber belauschte sie Peleus und schrie laut auf, als er seinen Sohn im Feuer zucken sah. Diese Störung hinderte Thetis, ihr Werk zu vollbringen, sie ließ den unmündigen Sohn, der auf diese Weise sterblich geblieben war, trostlos liegen, entfernte sich und kehrte nicht mehr in den Palast ihres Gatten zurück, sondern entwich in das feuchte Wellenreich der Nereiden. Peleus aber, der seinen Knaben gefährlich verwundet glaubte, hub ihn vom Boden auf und brachte ihn zu dem großen Wundarzt, dem Erzieher so vieler Helden, dem weisen Zentauren Chiron. Dieser nahm ihn liebreich auf und nährte den Knaben mit Bärenmark und mit der Leber von Löwen und Ebern. Als nun Achill neun Jahre alt war, erklärte der griechische Seher Kalchas, daß die ferne Stadt Troja in Asien, welcher der Untergang durch griechische Waffen bevorstehe, ohne den Knaben nicht werde erobert werden können. Diese Wahrsagung drang auch zu seiner Mutter Thetis hinab durch die tiefe See, und weil sie wußte, daß jener Feldzug ihrem Sohn den Tod bringen würde, so stieg sie wieder empor aus dem Meere, schlich sich in ihres Gatten Palast, steckte den Knaben in Mädchenkleider und brachte ihn in dieser Verwandlung zu dem Könige Lykomedes auf der Insel Skyros, der ihn unter seinen Mädchen als Jungfrau heranwachsen ließ und in weiblichen Arbeiten großzog. Als aber dem Jüngling der Flaum um das Kinn zu keimen anfing, entdeckte er sich in seiner Verkleidung der lieblichen Tochter des Königes, Deïdameia. Die gleiche zärtliche Neigung vereinigte in der Verborgenheit den Heldenjüngling mit der königlichen Jungfrau, und während er bei allen Bewohnern der Insel für eine Verwandte des Königs galt und auch bei Deïdameia für nichts anderes gelten sollte, war er heimlich ihr Gemahl geworden. Jetzt, wo der Göttersohn zur Besiegung Trojas unentbehrlich war, entdeckte der Seher Kalchas, dem wie sein Geschick so auch sein Aufenthalt kein Geheimnis geblieben, diesen letztern den Atriden; und nun schickten die Fürsten den Odysseus und den Diomedes ab, ihn in den Krieg zu holen. Als die Helden auf der Insel Skyros ankamen, wurden sie dem Könige und seinen Jungfrauen vorgeführt. Aber das zarte Jungfrauengesicht verbarg den künftigen Helden, und so scharfsichtig der Blick der beiden Griechenfürsten war, so vermochten sie doch nicht, ihn aus der Mädchenschar herauszuerkennen. Da nahm Odysseus seine Zuflucht zu einer List. Er ließ wie von ungefähr in den Frauensaal, in dem die Mädchen sich befanden, einen Schild und einen Speer bringen und dann die Kriegstrompete blasen, als ob der Feind heranrückte. Bei diesen Schreckenstönen entflohen alle Frauen aus dem Saale, Achill aber blieb allein zurück und griff mutig zu dem Speer und zu dem Schilde. Jetzt ward er von den Fürsten entlarvt und erbot sich, an der Spitze seiner Myrmidonen oder Thessalier, in Begleitung seines Erziehers Phönix und seines Freundes Patroklos, welcher mit ihm einst bei Peleus aufgezogen worden war, mit fünfzig Schiffen zu dem griechischen Heere zu stoßen.
Zum Versammlungsort aller griechischen Fürsten und ihrer Scharen und Schiffe wurde die Hafenstadt Aulis in Böotien, an der Meerenge von Euböa, durch Agamemnon ausersehen, den die Volkshäupter als den tätigsten Beförderer der Unternehmung zum obersten Befehlshaber derselben ernannt hatten.
In jenem Hafen sammelten sich nun außer den genannten Fürsten mit ihren Schiffen unzählige andere. Die vornehmsten darunter waren der riesige Ajax, der Sohn des Telamon aus Salamis, und sein Halbbruder Teucer, der treffliche Bogenschütze; der kleine, schnelle Ajax aus dem Lokrerlande; Menestheus aus Athen, Askalaphos und Ialmenos, Söhne des Kriegsgottes, mit ihren Minyern aus Orchomenos; aus Böotien Peneleos, Arkesilaos, Klonios, Prothoënor; aus Phokis Schedios und Epistrophos; aus Euböa und mit den Abanten Elephenor; mit einem Teile der Argiver und andern Peloponnesiern außer Diomedes, Sthenelos, der Sohn des Kapaneus, und Euryalos, der Sohn des Mekistheus; aus Pylos Nestor der Greis, der schon drei Menschenalter gesehen; aus Arkadien Agapenor, der Sohn des Ankaios; aus Elis und andern Städten Amphimachos, Thalpios, Diores und Polyxenos; aus Dulichion und den Echinadischen Inseln Meges, der Sohn des Phyleus; mit den Ätoliern Thoas, der Sohn des Andraimon; aus Kreta Idomeneus und Meriones; aus Rhodos der Heraklide Tlepolemos; aus Syme Nireus, der schönste Mann im griechischen Heere; aus den Kalydnischen Inseln die Herakliden Pheidippos und Antiphos; aus Phylake Podarkes, Sohn des Iphiklos; aus Pherai in Thessalien Eumelos, der Sohn des Admet und der frommen Alkestis; aus Methone, Thaumakia und Meliböa Philoktet; aus Trikka, Ithome und Öchalia die zwei heilkundigen Männer Podaleirios und Machaon; aus Ormenion und der Umgegend Eurypylos, der Sohn des Euaimon; aus Argissa und der Gegend Polypötes, der Sohn des Peirithoos, des Theseusfreundes; Guneus aus Kyphos, Prothoos aus Magnesia.
Dies waren nebst den Atriden, Odysseus und Achill die Fürsten und Gebieter der Griechen, die, keiner mit wenigen Schiffen, sich in Aulis sammelten. Die Griechen selbst wurden damals bald Danaer genannt, von dem alten ägyptischen Könige Danaos her, der sich zu Argos im Peloponnese niedergelassen hatte, bald Argiver, von der mächtigsten Landschaft Griechenlands, Argolis oder dem Argiverlande; bald Achajer oder Achiver, von dem alten Namen Griechenlands Achaja. Später heißen sie Griechen, von Graikos, dem Sohne des Thessalos, und Hellenen, von Hellen, dem Sohne des Deukalion und der Pyrrha.