title | Sagen aus Bayern |
type | legend |
sender | hille@abc.de |
created | 20020117 |
modified | 20170929 |
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Das Brandtüchlein von Pflochsbach
Im Pfarrhaus von Pflochsbach wurde noch in den dreißiger Jahren in einem Schaukästchen ein Linnentüchlein gezeigt, in das deutlich sichtbar die Konturen einer Hand eingebrannt waren. Bei einem Besuch erzählte mir damals der Ortsgeistliche zu dem kostbar gehüteten Überlieferungsstück eine Geschichte:
Eine fromme Gräfin, sie stammte wohl von der Burg Rothenfels, war unglücklich über ihren Gemahl, weil dieser auf Abwege geraten und in Sünde gefallen war. Sie betete unablässig für seine Umkehr und gelobte dafür auch eine Wallfahrt nach Rom. Der Graf aber änderte seinen bösen Lebenswandel nicht, und als er nach Jahren in der Fremde starb, wußte die Gräfin nicht, ob er nicht doch zuletzt seine Sünden bereut habe und er doch noch mit Aussicht auf den Himmel ins Jenseits gekommen sei. Deshalb ließ sie in ihrem Gebet nicht nach und fühlte sich auch weiter an ihr Gelübde gebunden.
Da aber die Edelfrau durch den langen Kummer kränklich geworden war, bat sie den befreundeten Abt von Neustadt am Main, für sie die Wallfahrt nach Rom zu unternehmen und dort in der Peterskirche für das Seelenheil ihres Gemahls eine Messe zu lesen. Der Klosterherr war bereit, diese Bitte zu erfüllen, und sagte zur Gräfin, Gott werde ihr sicher ein Zeichen geben, wenn die Seele ihres Mannes gerettet sei. Die fromme Frau wollte in Gedanken die Wallfahrt mitmachen und in dieser Zeit sich besonders dem Gebet und Fasten widmen. Sie vereinbarte mit dem Abt, daß sie zur gleichen Zeit, zu der er in Rom die Messe lese, ein Amt in der Klosterkirche feiern lasse.
Während des vereinbarten Gottesdienstes kniete die Edelfrau in inbrünstigem Gebet an der untersten Altarstufe und hielt ein Linnentüchlein in der Hand, mit dem sie sich zuweilen eine Träne von der Wange wischte. Als nun das Silberglöcklein zur Wandlung ertönte, spürte sie plötzlich einen feurigen Händedruck, und wie sie das Tüchlein anschaute, sah sie darauf die Konturen einer Hand bräunlich eingebrannt. Nach etwa einem Monat kehrte der Abt aus Rom zurück, und als er von dem wunderbaren Ereignis erfuhr, erklärte er der Gräfin mit Freuden, der Graf habe ihr zum Dank für ihr unablässiges Gebet und als Zeichen für seine gerade erfolgte Rettung während der heiligen Wandlung die Hand gereicht.
Die Gräfin aber zog sich für den Rest ihres Lebens in die Einsamkeit zurück, erbaute in Pflochsbach ein Kirchlein, und so ist das Tüchlein dorthin gekommen.