type | tractate |
booktitle | Römische Mythologie |
author | Ludwig Preller |
year | 1858 |
firstpub | 1858 |
publisher | Weidmannsche Buchhandlung |
address | Berlin |
title | Römische Mythologie |
pages | 801 |
created | 20090801 |
sender | gerd.bouillon@t-online.de |
Navigation:
- Kapitel 103
- Kapitel 1
- Kapitel 2
- Kapitel 3
- Kapitel 4
- Kapitel 5
- Kapitel 6
- Kapitel 7
- Kapitel 8
- Kapitel 9
- Kapitel 10
- Kapitel 11
- Kapitel 12
- Kapitel 13
- Kapitel 14
- Kapitel 15
- Kapitel 16
- Kapitel 17
- Kapitel 18
- Kapitel 19
- Kapitel 20
- Kapitel 21
- Kapitel 22
- Kapitel 23
- Kapitel 24
- Kapitel 25
- Kapitel 26
- Kapitel 27
- Kapitel 28
- Kapitel 29
- Kapitel 30
- Kapitel 31
- Kapitel 32
- Kapitel 33
- Kapitel 34
- Kapitel 35
- Kapitel 36
- Kapitel 37
- Kapitel 38
- Kapitel 39
- Kapitel 40
- Kapitel 41
- Kapitel 42
- Kapitel 43
- Kapitel 44
- Kapitel 45
- Kapitel 46
- Kapitel 47
- Kapitel 48
- Kapitel 49
- Kapitel 50
- Kapitel 51
- Kapitel 52
- Kapitel 53
- Kapitel 54
- Kapitel 55
- Kapitel 56
- Kapitel 57
- Kapitel 58
- Kapitel 59
- Kapitel 60
- Kapitel 61
- Kapitel 62
- Kapitel 63
- Kapitel 64
- Kapitel 65
- Kapitel 66
- Kapitel 67
- Kapitel 68
- Kapitel 69
- Kapitel 70
- Kapitel 71
- Kapitel 72
- Kapitel 73
- Kapitel 74
- Kapitel 75
- Kapitel 76
- Kapitel 77
- Kapitel 78
- Kapitel 79
- Kapitel 80
- Kapitel 81
- Kapitel 82
- Kapitel 83
- Kapitel 84
- Kapitel 85
- Kapitel 86
- Kapitel 87
- Kapitel 88
- Kapitel 89
- Kapitel 90
- Kapitel 91
- Kapitel 92
- Kapitel 93
- Kapitel 94
- Kapitel 95
- Kapitel 96
- Kapitel 97
- Kapitel 98
- Kapitel 99
- Kapitel 100
- Kapitel 101
- Kapitel 102
- Kapitel 103
- Kapitel 104
- Kapitel 105
- Kapitel 106
- Kapitel 107
- Kapitel 108
- Kapitel 109
- Kapitel 110
- Kapitel 111
- Kapitel 112
- Kapitel 113
- Kapitel 114
- Kapitel 115
- Kapitel 116
- Kapitel 117
- Kapitel 118
- Kapitel 119
- Kapitel 120
- Kapitel 121
- Kapitel 122
- Kapitel 123
- Kapitel 124
- Kapitel 125
- Kapitel 126
- Kapitel 127
- Kapitel 128
- Kapitel 129
- Kapitel 130
- Kapitel 131
- Kapitel 132
- Kapitel 133
- Kapitel 134
- Kapitel 135
- Kapitel 136
- Kapitel 137
- Kapitel 138
e. Virtutes.
Cicero macht aus den consecrirten Tugenden eine eigne Abtheilung der Götterwelt (S. 64), so geläufig war seiner Zeit diese Art von Personification geworden. Indessen kann unter den von ihm erwähnten nur die Fides für alt gelten, und auch diese nicht 623 als Tugend im gewöhnlichen Sinne des Worts, sondern als eine sittliche, aus dem Dienste des Jupiter abstrahirte Macht, auf welcher alle Zuverlässigkeit im öffentlichen und bürgerlichen Verkehre beruhte (S. 224). Nicht viel anders verhält es sich mit der Concordia, Pudicitia und Mens, welche zum Theil nachweisbar zum Theil wahrscheinlich aus den Culten der Venus, der Juno, der Fortuna abstrahirt sind, bis endlich nach solchen Vorbildern auch dieser Trieb der Consecration immer freier und eigenmächtiger schaltete, namentlich in den Zeiten der griechischen Bildung und unter den Kaisern. Eine der ältesten Gestalten ist die der
Concordia
d. h. der Eintracht zwischen den Bürgern, den Mitgliedern eines Geschlechts, einer Familie u. s. w. Im Verlaufe der Republik ist sie meist politisch gemeint, als gute Eintracht der Stände, deren Zwietracht den Staat so oft in die äußerste Gefahr brachte; daher sie der Venus Cloacina nahe steht und ursprünglich wohl nur eine Nebenform jener conciliatorischen Venus war, welche wir S. 383 bei den Latinern und in Rom nachgewiesen haben. Wiederholt wird nach bedeutenden Krisen, wenn sich die Stände endlich wieder versöhnt haben, der Concordia ein Heiligthum gestiftet: zuerst von Camill nachdem im J. 387 d. St., 367 v. Chr. durch die Licinischen Gesetze ein neuer Boden der Verfassung gewonnen und das gute Vernehmen wiederhergestellt war. Höchst wahrscheinlich lag dieser Tempel da wo noch jetzt die Ruine der Concordia zu sehen ist, gleich hinter dem Bogen des Septimius Severus, wo er nachmals von Tiberius von neuem erbaut wurdeOvid F. I, 641 ff., Plut. Camill. 42, Becker S. 311.. Weiter wurde wieder nach einer bedeutenden Verfassungskrise von dem merkwürdigen Parvenu dieser Jahre, dem Aedilen Q. Flavius (S. 143) auf der area Vulcani, also gleich über dem Comitium, eine kleine Capelle der Concordia geweiht, welche den sehr erbitterten hohen Adel der Stadt dem Volke wiedergewinnen sollteLiv. IX, 46, Plin. XXXIII, 1, 6, oben S. 528.. Ferner erbaute der Consul Opimius, der Sieger über C. Gracchus, im Auftrage des Senats im J. 121 v. Chr. einen dritten T. der Concordia, welcher vermuthlich mit der gleichfalls von ihm erbauten Basilica Opimia zusammenhingAppian b. c. l, 26, Plut. C. Gracch. 17, Varro l. l. V, 156 Senaculum supra Graecostasim, ubi aedis Concordiae et basilica Opimia. Vgl. Augustin C. D. III, 25.. Endlich 624 gab es auch auf der Burg (in Arce) einen T. der Eintracht, der zu Anfang des zweiten punischen Kriegs auf Veranlassung einer glücklich beigelegten Meuterei im Heere gestiftet wurdeLiv. XXII, 33, Fast. Praen. Non. Febr. Kurz vor dem Tode Cäsars wurde ein T. der von ihm hergestellten Eintracht und ein jährliches Fest derselben beschlossen, doch kam der Beschluß nicht mehr zur Ausführung, Dio XLIV, 4.. Der Stiftungstag dieser Concordia in Arce war der 5. Febr., der der Concordia des Camillus dagegen wahrscheinlich der 16. Jan., an welchem Tage wenigstens Tiberius seinen neuen Tempel einweihte. Außerdem wurde die Göttin der Eintracht bei dem Familienfeste der Caristien im Februar (S. 485) und am 1. April, dem Tage der Venus und der Fortuna Virilis, von den verheiratheten Frauen angerufen, in diesen Kreisen also als das gute Princip des Familienlebens. Auch betete man zu ihr am 30. März, dem Tage der Pax, wo man sie neben dieser und dem Janus und der Salus (Ovid F. III, 881), lauter begriffsverwandten Gottheiten anrief. Einen andern Character nahm dann freilich auch diese Göttin unter den Kaisern an, da sie fortan meist als Augusta auftrat d. h. dem persönlichen Interesse des Kaisers und der kaiserlichen Familie untergeordnet wurde. Schon Livia, die Gemahlin des August, stiftete mit Beziehung auf diese Ehe, obschon sie den Frieden in seinem Hause untergrub, ein neues Heiligthum der Concordia, welches auf dem Platze der Porticus Livia lag und am 11. Juni seinen Stiftungstag feierte (Ovid F. VI, 631). Auch war es Livia, welche jenen alten T. der Concordia beim Bogen des Severus unter dem Namen einer Concordia Augusta wiederherstellte, obwohl sie die Einweihung ihrem Erstgebornen Tiberius überließ, welcher dieselbe am 16. Jan. des J. 10 n. Chr. vor seinem letzten Feldzuge am Rhein in seinem und seines verstorbnen Bruders Drusus Namen vollzogS. Fast. Praen., Ovid F. I, 637 ff., Sueton Tib. 20, Dio LV, 8. Auch die Inschriften erwähnen dieses Tempels oft, s. Or. n. 25. 26. 1811. 1812. 2442 u. a.. Das sonst sehr einfache und würdige Bild der Concordia, deren Kopf auf älteren Münzen mit einem hohen Diadem und einem dichten Schleier versehen ist, war in diesem mit vielen kostbaren Kunstwerken verzierten Tempel mit Lorbeer bekränztOvid F. VI, 91 Venit Apollinea longas Concordia lauro nexa comas, placidi numen opusque ducis. Vgl. das Bild der Concordia auf den M. der Vinicia, wo sie gleichfalls einen Lorbeerkranz trägt und mit Halsband und Ohrenschmuck versehn ist, wahrend der ältere Kopf auf den M. der Aemilii Lepidi noch ganz einfach und strenge ist., eine Beziehung auf die Siege der beiden Söhne der 625 Livia, welche der nicht weit davon am Eingange des Capitolinischen Clivus gelegene Triumphbogen des Tiberius noch weiter ausführte. Später ist Concordia nicht selten ein Bild der ehelichen Eintracht und des ehelichen Segens im kaiserlichen Hause z. B. auf verschiednen unter Antoninus Pius, M. Aurel und Commodus geschlagenen MünzenVerbundne Hände und die zärtliche Taube (Horat. Ep. I, 10, 4) dienen als Symbol der Eintracht, während Concordia selbst, behaglich dasitzend und auf ein Bild der Spes Augusta gelehnt, auf den zu hoffenden Segen deutet. Vgl. Gerhard Venusidole t. VI S. 11 ff.. Oder es wurde auch wohl die Eintracht der kaiserlichen Brüder gefeiert, wie die zwischen den sich aufs Blut hassenden Söhnen des Septimius Severus, Geta und Caracalla, bei welcher Gelegenheit Concordia das ihr vom Senat zugedachte Opfer selbst vereitelte (Dio LXXVII, 1). Endlich wurde Concordia auch außerhalb Roms viel verehrt, entweder in demselben Sinne einer die verschiedenen Elemente des bürgerlichen Lebens verbindenden Kraft oder wie die hellenistische ‛Ομόνοια d. h. als Eintracht verschiedner durch Religion und Vertrag verbundener StädteL Renier Inscr. de l'Alg. I n. 1868 Concordiae coloniarum Cirtensium. n. 1522 Concordiae Populi et Ordinis, quod sumtus reip. manibus copiisque relevaverint. Or. 151 Concordiae Agrigentinorum S. Vgl. Mommsen I. N. n. 4221. 4455.. Eine freiere Abstraction ist