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type | fiction |
author | Cäsar Flaischlen |
title | Jost Seyfried. Zweiter Band |
publisher | Deutsche Verlags-Anstalt |
year | 1922 |
corrector | Josef Muehlgassner |
sender | www.gaga.net |
created | 20120512 |
projectid | 75027f19 |
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X
Sich von einem Mißerfolg aus dem Sattel werfen lassen, sieh, Mutterchen, ich verstehe das immer weniger!
Ich meine doch: man ist entweder Handwerker oder Künstler!
Ist man Handwerker und will ein Geschäft machen und fällt ab, ist Enttäuschung und Verdruß ganz selbstverständlich!
ist man Künstler, Dichter ... ja, dann macht man, was man macht, doch für sich, um seinetwillen und dessentwegen man überhaupt was macht und eben Künstler und Dichter ist! und
gibt es doch nur aus der Hand, wenn man so durch damit, wie man sich selbst und dem, das man will, schuldig zu sein glaubt ... so fertig, daß man nach allen Seiten dafür einstehen kann ...
ein jedes Werk ist doch nur die notwendige, kleinere oder größere Stufe der Treppe, die man zu seinem ›Himmel‹ empor möchte ...
und ›Erfolg‹ oder ›Mißerfolg‹ kommt gar nicht in Frage und ist völlig Nebensache!
Und wenn die Leute reden: es sei nicht, was man erwartet habe! Rückgang! und so weiter ...
guck: wenn ich die Fundamente grabe für einen Bau und die Grundmauern lege und die Leute sehen zu und meinen, es gäbe ein Wirtshaus, und wenn sie dann, ein Jahr später, weil es nur ein Wohnhaus wurde, enttäuscht sind und Glossen machen ... ja, ich habe gar nie daran gedacht, ein Wirtshaus bauen zu wollen ... das können andere viel besser!
oder wenn die Zeitungen von ungeschicktem Aufbau und verfehlter Lösung schreiben oder dergleichen ...
sieh, das sind immer nur Handwerkerbegriffe und nur Handwerkerei gegenüber angebracht! und im Grund ists meist nur kümmerliches Gescheiter-sein-wollen!
Es ist etwa, wie wenn ich im Wald draußen stünde und sagte: der und der Baum ist falsch gewachsen und viel zu verknorrt! er hätte so und so wachsen müssen! ... aber ...
Zeitungsschreiber wissen alles besser, bloß selber machen können sie nichts!

Nein, sieh:
jedes Werk der Kunst kann zunächst immer nur an dem Maßstab gemessen werden, den es selbst gibt durch das, was es ist!
und dann an dem Ziel, das der Künstler für sich festgelegt, durch das, was er bis dahin gab, und durch das, was er überhaupt anstrebt!
und dann erst frägt es sich, inwieweit hält das einzelne und schließlich das ganze Lebenswerk allem dem gegenüber stand, das andere ... vor ihm, mit ihm, nach ihm gegeben haben ...
trägt es höher, steht es gleich oder ist es weniger?

Gewiß, es ist schwer mitunter, sich den Blick frei und unbeirrt zu halten, und um so schwerer, je lauter der Lärm des Marktes und je wichtiger alles in der Nähe scheint.
Was böse ist, das ist nicht, daß ein gutes, vielleicht zu knorriges Werk einmal verständnislos verlacht und zerpflückt und mit Hohn behandelt wird ...
einem wirklich guten und in sich festen Werk tut das nichts! was echt ist, hält und bleibt und
wächst in aller Stille darüber hinaus! ...
was aber böse ist und niederdrückend und verrohend, sieh, Mutterchen, das ist:
daß völlig wertlose und gleichgültige Handwerkerei ganz harmlos wie Kunst behandelt und belobt wird und daß ...
daß über ein neues Stück von ... Ibsen kaum viel ernster und wichtiger und kaum von viel anderem Standpunkt aus geschrieben und geurteilt wird, als über irgend eine Schaumschlägerei irgend eines Kotzebue.
Aber ich glaube, das war immer so! und
was echt ist, hält und bleibt und wächst in aller Stille darüber hinaus!