type | tractate |
booktitle | Josephinische Curiosa |
author | Franz Gräffer |
firstpub | 1848-50 |
year | 1848-50 |
publisher | Ignaz Klang |
address | Wien |
title | Josephinische Curiosa |
created | 20051021 |
sender | gerd.bouillon |
Navigation:
- Kapitel 20
- Kapitel 1
- Kapitel 2
- Kapitel 3
- Kapitel 4
- Kapitel 5
- Kapitel 6
- Kapitel 7
- Kapitel 8
- Kapitel 9
- Kapitel 10
- Kapitel 11
- Kapitel 12
- Kapitel 13
- Kapitel 14
- Kapitel 15
- Kapitel 16
- Kapitel 17
- Kapitel 18
- Kapitel 19
- Kapitel 20
- Kapitel 21
- Kapitel 22
- Kapitel 23
- Kapitel 24
- Kapitel 25
- Kapitel 26
- Kapitel 27
- Kapitel 28
- Kapitel 29
- Kapitel 30
- Kapitel 31
- Kapitel 32
- Kapitel 33
- Kapitel 34
- Kapitel 35
- Kapitel 36
- Kapitel 37
- Kapitel 38
- Kapitel 39
- Kapitel 40
- Kapitel 41
- Kapitel 42
- Kapitel 43
- Kapitel 44
- Kapitel 45
- Kapitel 46
- Kapitel 47
- Kapitel 48
- Kapitel 49
- Kapitel 50
- Kapitel 51
- Kapitel 52
- Kapitel 53
- Kapitel 54
- Kapitel 55
- Kapitel 56
- Kapitel 57
- Kapitel 58
- Kapitel 59
- Kapitel 60
- Kapitel 61
- Kapitel 62
- Kapitel 63
- Kapitel 64
- Kapitel 65
- Kapitel 66
- Kapitel 67
- Kapitel 68
- Kapitel 69
- Kapitel 70
- Kapitel 71
- Kapitel 72
- Kapitel 73
- Kapitel 74
- Kapitel 75
- Kapitel 76
- Kapitel 77
- Kapitel 78
- Kapitel 79
- Kapitel 80
- Kapitel 81
- Kapitel 82
- Kapitel 83
- Kapitel 84
- Kapitel 85
XVII. Der entscheidende Beweggrund zur Aufhebung des Jesuitenordens.
Es ist begreiflich und bekannt, daß Joseph nichts unterließ, Maria Theresia endlich dahin zu stimmen, daß sie den Jesuitenorden aufhebe. Vielleicht aber wäre es ihm dennoch nicht gelungen, wenn, wie von mehreren glaubwürdigen Seiten her berichtet wird, Clemens XIV. ihr nicht ein Packet Papiere zugesendet hätte, welche den Inhalt ihrer eigenen und der Beichte ihrer Familie so wie mehrerer Großen (darunter natürlich die allergeheimsten Dinge) ausmachten; und diese Schriften waren dem Papste von Wien aus zugemittelt worden. Diese Entdeckung gab den Ausschlag, und die Kaiserinn hob den Orden in ihren Staaten auf.
Wie nun der Papst zu jenen Papieren gelangte, damit verhält es sich folgender Maßen: Der Rector des Profeßhauses der Jesuiten auf dem Hofe zu Wien (jetziges Gebäude des Hofkriegsraths) hatte eine Reise zu unternehmen, und beauftragte den Ordensgenossen Joseph Julian Monsperger (welcher 1774, also das Jahr nach der Aufhebung der Jesuiten die Professur der Hermeneutik an der Wiener Universität erhielt, und sich auch als Schriftsteller bekannt gemacht hat), indeß im Rectoratsaal aufräumen und säubern zu lassen. Als Monsperger mit dieser Anordnung beschäftigt war, fiel ihm ein an der Wand hängendes Gemälde auf; es bey günstigem Lichte zu betrachten, nahm er es herab, und siehe, hinter dem Bilde erscheint die kleine Thüre eines Wandschrankes. Ein Knöpfchen zeigt sich; Monsperger drückt daran, und das Thürchen springt auf. Eine Masse Papiere stellt sich dem Blicke des überraschten Entdeckers dar, und darunter ein ledernes Futteral, auf welchem geschrieben steht: »Beichten der Großen und Mächtigen.« Monsperger öffnet das Futteral, und zu seinem unbeschreiblichen Erstaunen findet er die Beichten der Kaiserinn, der Erzherzoge und Erzherzoginnen, mehrerer Minister und sonstigen Großen und wichtiger Damen. Monsperger, dem Jesuitenorden schon längst im höchsten Grade abhold, nimmt das verhängnißvolle Futteral mit sich, entschließt sich rasch und kurz, macht sich auf, und reist mit seinem Funde unmittelbar nach . . . Rom, zum heiligen Vater, welcher damahls Clemens XIII. war. Von diesem überkam Clemens XIV. die Papiere, und alles Übrige erklärt sich von selbst.
Wir bringen in Bezug auf die Jesuitenaufhebung hier noch eine Anecdote an, deren Doppelsinn wahrhaft pikant ist. Der um das Wiener Waisenhaus so verdiente Pater Parhamer († 1780,) als er die Nachricht von Clemens XIV. (Ganganelli) Hintritt, den man bekanntermassen einer Vergiftung von Seite der Jesuiten zuschrieb, deren Ordensaufhebung er decretirt hatte, erhalten, beeilte sich, den Kaiser von dieser Neuigkeit in Kenntniß zu setzten. Parhamer, der selbst Jesuit gewesen, erfuhr, daß der Monarch schon darum wisse. Und, setzte der Kaiser hinzu, es wird behauptet, die rachevollen Patres Jesuiten haben den heiligen Vater mit Gift aus der Welt geschafft. Parhamer war verlegen. Der Kaiser fragte: Was sagen Sie dazu? Der Gefragte antwortete: Ja Eure Majestät, es war stets der Grundsatz der Jesuiten, ihren Feinden zu vergeben. –