type | poem |
author | Walt Whitman |
title | Hymnen für die Erde |
publisher | Insel-Verlag zu Leipzig |
year | 1947 |
translator | Franz Blei |
corrector | reuters@abc.de |
sender | www.gaga.net |
created | 20130704 |
projectid | 825cfcd5 |
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28
Wie schnell würde der blendende und schreckliche Sonnenaufgang mich töten,
Könnte ich nicht jetzt und allezeit Sonnenaufgang aus mir entsenden.
Auch wir steigen auf, blendend und furchtbar wie die Sonne.
Unser Eigenes fanden wir, o meine Seele, in der Stille und Kühle des Tagesanbruchs.
Meine Stimme geht aus nach dem, was meine Augen nicht erreichen können,
Mit einer Wendung meiner Zunge umfasse ich Welten und Massen von Welten.
Sprache ist die Zwillingsschwester meines Gesichtes, sie ist ungerüstet, sich selbst zu messen.
Immerwährend reizt sie mich und sagt spottend:
Walt, genug enthältst du; warum läßt du es nicht von dir?
Komm nur, ich will nicht gequält werden, du hältst zu viel vom Ausdruck!
Weißt du nicht, o Sprache, wie die Knospen unter dir gefaltet sind?
Sie warten im Dunkel, vor Frost geschützt,
Es weicht der Schmutz vor meinem prophetischen Schreien.
Ursachen lege ich unter, um sie doch im Gleichgewicht zu halten,
Mein Wissen, mein lebendiges Teil, das Schritt hält mit der Bedeutung aller Dinge,
Glückseligkeit. (Wer immer mich hört, Mann oder Weib, der mache sich auf, diesen Tag zu suchen.)
Mein höchstes Verdienst weigere ich euch, weigere das, was ich wirklich bin, aus mir herauszusetzen,
Umfasse Welten, doch mich selbst zu umfassen, versuche ich nie,
Und ich stoße und treibe den Flinksten und Besten von euch schon rein damit, daß ich ihn ansehe.
Schrift und Rede beweisen mich nicht.
Alle Beweise in aller Fülle und alles, was sonst ist, trage ich in meinem Antlitz.
Mit dem Schweigbefehl meiner Lippen verwirre ich völlig den Zweifler.