type | poem |
author | Walther von der Vogelweide |
title | Gedichte |
publisher | Wilhelm Borngräber Verlag |
editor | Richard Zoozmann |
year | 1907 |
corrector | reuters@abc.de |
sender | www.gaga.net |
created | 20071027 |
projectid | bc6f353d |
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Religiöses, Lehrhaftes und Spruchdichtung
»In nomine domini fang ich an«

Leich
L. 3. Got, dîner trinitâte
Gott, dein dreieinig Wesen,
Das du dir auserlesen
Und das von je gewesen,
Wir preisen es dreifaltig,
Dreifach bist du einhaltig!
Dich, Gott, den hohen, hehren,
Den Ursprung aller Ehren,
Kann keine Macht versehren:
Er send uns seine Lehren!
Uns wußte zu verkehren
Den Sinn zu mancher Sünde
Der Fürst der Höllenschlünde.
Sein Rat und schwachen Fleisches Gier
Entfernten uns, o Herr, von dir.
Doch dieser beiden Widerstand
Zwingt deine sieggewohnte Hand
Um deines Heilgen Namens Ruhm;
Drum laß mit dir zum Siegertum
Auch unsre schwache Kraft sich heben
Zu treubeständgem Widerstreben,
Auf daß du seist geehret,
Dein Ruhm und Preis sich mehret;
Er aber sei entehret,
Der uns die Sünde lehret!
Er, der zur Sinnenlust uns jagt,
Liegt doch vor deiner Kraft verzagt,
Drum sei dir ewig Lob gesagt,
Wie auch der reinen Himmelsmagd,
Durch die Erlösung uns getagt
Im Sohn, der ihr als Kind behagt.
Magd und Mutter schaue
Der Christenscharen Not;
Dem blühenden Stabe Arons,
Dem jungen Morgenrot
Gleichst du, Ezechiels Tore,
Das keinem offen stand,
Durch das der Himmelskönig
Nur Aus- und Eingang fand.
Wie den Kristall die Sonne
Durchstrahlt, so rein und klar,
Gebar sie unsre Wonne,
Die Magd und Mutter war.
In hellem Brand
Ein Busch einst stand
Und ward nicht von der Glut verzehrt.
Sein Schmuck und Glanz
Verblieb ihm ganz,
Von Feuerzungen unbeschwert.
So blieb auch rein
Die Magd allein.
Die eine Jungfrau unversehrt
Des Kindes Mutter worden ist,
Ohn daß von einem Mann sie wüßt,
Und, was kein Menschensinn vermißt,
Den reinen Christ
Gebar, der uns bedachte.
Drum Heil uns, daß sie ihn gebar,
Der unsers Todes Tilger war!
Es wusch sein reines Blut uns klar
Von Sünden gar,
Die Evas Schuld uns brachte.
Vom hohen Thron
Des Salomon –
Bist du, o Frau, Gebieterin!
Balsamreichende,
Nie verbleichende
Perle du – vor allen Mägden
Magd und Königin!
Gottes Amme,
Du gabst dem Lamme
Den Leib zum Schreine,
Es lag der Reine
Sündlos darin!
Dem Lamm fürwahr
Gleicht offenbar
Der Mägdlein Schar,
Die sein nimmt wahr
Und folgt, wohin sichs kehret.
Das Lämmlein ist
Der wahre Christ,
Durch den du bist
Für ewge Frist
Erhöhet und geehret.
Nun bitt ihn, daß er uns verleiht
Um deinethalben Kraft zum Streit:
Sei uns mit Himmelstrost bereit,
So wird dein Lob gemehret!
Dir Magd, der unschuldreichen,
Dem Vließe zu vergleichen,
Das Gideon zum Zeichen
Gott selbst benetzt mit seinem Tau,
Es drang das Wort der Worte
Zu deiner Ohren Pforte,
Das dich von Ort zu Orte
Durchsüßet, süße Himmelsfrau!
Was aus dem Worte einst erstand,
Ist frei von Kindes Sinn und Tand:
Es wuchs zum Wort und ward ein Mann,
O schauet recht dies Wunder an.
Daß einen Gott, der ewig war,
Ein Weib nach Menschenart gebar;
Hier überwundert seine Macht
Die Wunder noch, die schon vollbracht.
Den Wundertäter trug ein Weib
In keuschem, unbeflecktem Leib
Wohl vierzig Wochen und nicht mehr
Ohn alle Sünde und Beschwer.
Nun bitten wir die beiden,
Die Mutter und das Kind,
Daß sie uns Heil bescheiden
So gut und rein sie sind.
Denn ohne sie kann keiner
Hier oder dort gedeihn –
Und leugnet dies uns einer,
Der muß wohl töricht sein.
Wie kanns geschehn, daß der gedeiht,
Der ohne Herzenslauterkeit
Zur Reue niemals war bereit?
Da Gott die Sünden nur verzeiht,
Wenn sie gereun zu jeder Stund,
Tief, tief, bis in des Herzens Grund!
Dem Weisen ward schon längst es kund,
Daß keine Seele wird gesund,
Die, von dem Schwert der Sünde wund,
Dem Reubekenntnis schließt den Mund.
Schwer wird uns nun die Reue;
Drum betet, daß der treue
Herrgott sie uns aufs neue
In unsre Herzen streue:
Der kann wohl harten Herzen geben
Wahrhafte Reu und reines Leben:
Drum sollte keiner widerstreben.
Wo er zerknirschte Reue weiß,
Da schmiedet er die Reue heiß,
Bis er das wilde Herze zähmt,
Daß es sich aller Sünde schämt.
Gottvater und Gottsohn, wir flehen:
Den rechten Geist herab uns schicke,
Daß er mit süßer Himmelsflut
Die dürren Herzen recht erquicke!
Unrechter Ding ist um und um
Die Christenheit so voll;
Liegt im Spital das Christentum,
Stehts nimmer, wie es soll!
Dürstend Begehren
Trägts nach den Lehren,
Die es von Rom gewöhnt gewesen!
Wer die ihm schänkte,
Es damit tränkte
Wie sonst, der brächt es zum Genesen.
Ihm brachte seiner Leiden Schar
Die arge Simonie fürwahr:
Nun steht es aller Freuden bar,
Und läuft Gefahr,
Will es den Schaden rügen.
Das Christentum, die Christenheit,
Wer diese zwei gleich-lang und breit
Zusammennähte in ein Kleid
Zu Lust und Leid,
Der will auch, daß wir trügen
In Christo christenliches Leben:
Da er zusammen uns gegeben,
Wollt er, daß nichts uns scheide.
Wer christlich nur mit Worten spricht
Und Christenwerke übet nicht,
Der ist wohl halb ein Heide.
Dies eine ist zumeist uns not:
Das Wort ist ohne Werke tot –
Gott schütz und fördre beide,
Und deck uns mild
Mit seinem Schild;
Sein Ebenbild
Hat er uns selbst geheißen.
Besänftge, Herrin, seinen Zorn,
Gottmutter du und Gnadenborn,
Schimmernde Rose ohne Dorn,
Laß deine Sonne gleißen!
Dich lobt die hehre Engelsschar,
Doch soviel Lob sie brachte dar,
Des Rühmens nie ein Ende war,
So oft es ward gesungen
Von Mensch- und Engelszungen,
und wo es auch erklungen,
Im Himmel und hernieden,
Denk des und gib uns Frieden.
Sieh gnädig auch auf unsre Schuld
und schenk uns milde Himmelshuld,
Auf daß dein Flehen dringet
Zu dem, der Gnade bringet,
Mit Hoffnung uns beschwinget,
Vergebung uns erringet,
Daß wir, die schwer mit Schuld beladen,
Mit deiner Hilfe rein uns baden
Im Quell beständger Reue
Um unsrer Sündenlast,
Die du nächst Gott, du Treue,
Nur zu vergeben hast!

Leiche sind Gesänge, die aus verschiedenen Strophenarten bestehen, während
das Lied im Gegensatz dazu nur eine oder mehrere gleichgebaute Strophen umfaßt.

Aus diesem wundervollen Gedichte spricht eine herrliche Feierlichkeit, eine wahre
tiefe Innerlichkeit und ein unerschütterlicher christlicher Glaube.