type | letter |
title | Dunkelmännerbriefe. Zweite Abteilung |
author | Unbekannte Verfasser |
editor | Karl Riha |
publisher | Insel Verlag |
year | 1991 |
sender | Erich Adler |
corrector | reuters@abc.de |
created | 20040402 |
modified | 20170329 |
Navigation:
- Kapitel 27
- Kapitel 1
- Kapitel 2
- Kapitel 3
- Kapitel 4
- Kapitel 5
- Kapitel 6
- Kapitel 7
- Kapitel 8
- Kapitel 9
- Kapitel 10
- Kapitel 11
- Kapitel 12
- Kapitel 13
- Kapitel 14
- Kapitel 15
- Kapitel 16
- Kapitel 17
- Kapitel 18
- Kapitel 19
- Kapitel 20
- Kapitel 21
- Kapitel 22
- Kapitel 23
- Kapitel 24
- Kapitel 25
- Kapitel 26
- Kapitel 27
- Kapitel 28
- Kapitel 29
- Kapitel 30
- Kapitel 31
- Kapitel 32
- Kapitel 33
- Kapitel 34
- Kapitel 35
- Kapitel 36
- Kapitel 37
- Kapitel 38
- Kapitel 39
- Kapitel 40
- Kapitel 41
- Kapitel 42
- Kapitel 43
- Kapitel 44
- Kapitel 45
- Kapitel 46
- Kapitel 47
- Kapitel 48
- Kapitel 49
- Kapitel 50
- Kapitel 51
- Kapitel 52
- Kapitel 53
- Kapitel 54
- Kapitel 55
- Kapitel 56
- Kapitel 57
- Kapitel 58
- Kapitel 59
- Kapitel 60
- Kapitel 61
- Kapitel 62
- Kapitel 63
- Kapitel 64
- Kapitel 65
- Kapitel 66
- Kapitel 67
- Kapitel 68
- Kapitel 69
- Kapitel 70
- Kapitel 71
- Kapitel 72
XXV. Magister Adolf Klingesor an Magister Ortuin Gratius.
So viele Grüße an Magister Ortuin, daß sie dieser Brief nicht fassen, der Bote nicht tragen, kein Mensch aussprechen und kein Mensch schreiben kann. Und dabei wünschte ich auch, Ihr möchtet frohen Sinnes sein und Euch wegen des Glaubensstreites nicht abquälen. Ich rate Euch nie, so traurig zu sein, sondern Euch der Ruhe zu überlassen. Auch mir sagen sie hier viel nach, weil ich ein Kölner bin, allein ich lache darüber und tue, als kümmerte ich mich nicht darum; manchmal gebe ich es ihnen auch heim und kujoniere sie meinerseits ebenfalls. Das kam unlängst vor, als einer, der vor zehn Jahren sich auch zu Köln aufgehalten hatte, zu mir sagte, er glaube nicht, daß Pfefferkorn noch ein guter Christ sei, denn er habe ihn vor einem Jahre gesehen, und da habe er noch gestunken wie ein anderer Jude, und doch heiße es allgemein, wenn die Juden getauft seien, so stinken sie nicht mehr. Daher glaubt er, Pfefferkorn habe den Schalk noch hinter den Ohren, und wenn die Theologen glaubten, er sei der beste Christ, dann werde er wieder ein Jude sein, und man dürfe ihm nicht trauen, denn die ganze Welt habe eine üble Meinung von den getauften Juden. Da sagte ich: »Heiliger Gott! wollt Ihr aus bloßen Meinungen Beweise herholen? Die Leute glauben, daß die getauften Juden keine guten Christen seien: also ist Pfefferkorn ein schlechter Christ? das folgt nicht: ebenso könnte ich unsern Magister Arnold von Tongern im Verdachte der Sodomiterei haben, und doch wäre es nicht wahr, denn zu Köln hält jedermann fest daran, daß er so rein wie eine Jungfrau ist. Allein ich will Euch au jenen Einwurf antworten. Ihr behauptet, Pfefferkorn stinke; angenommen auch, es sei wahr, was ich aber nicht glaube, und auch nie wahrgenommen habe, so behaupte ich, daß dieser Gestank eine andere Ursache habe; denn als Johannes Pfefferkorn noch Jude war, da handelte er mit Fleischwaren, und Fleischwarenhändler stinken gemeiniglich.« Da sagten alle, welche es gehört hatten, der Grund sei richtig. Nun aber bitte ich Euch auch, Ihr wollet Euch über jene Sache nicht allzusehr betrüben, »denn ein betrübter Mut vertrocknet die Gebeine.« Lebet wohl!
Gegeben zu Frankfurt an der Oder.