type | poem |
author | Dante Alighieri |
title | Die göttliche Komödie |
publisher | Hesse & Becker Verlag |
year | 1928 |
translator | Richard Zoozmann |
corrector | reuters@abc.de |
sender | www.gaga.net |
created | 201309 |
projectid | |
wgs |
Navigation:
- Kapitel 75
- Kapitel 1
- Kapitel 2
- Kapitel 3
- Kapitel 4
- Kapitel 5
- Kapitel 6
- Kapitel 7
- Kapitel 8
- Kapitel 9
- Kapitel 10
- Kapitel 11
- Kapitel 12
- Kapitel 13
- Kapitel 14
- Kapitel 15
- Kapitel 16
- Kapitel 17
- Kapitel 18
- Kapitel 19
- Kapitel 20
- Kapitel 21
- Kapitel 22
- Kapitel 23
- Kapitel 24
- Kapitel 25
- Kapitel 26
- Kapitel 27
- Kapitel 28
- Kapitel 29
- Kapitel 30
- Kapitel 31
- Kapitel 32
- Kapitel 33
- Kapitel 34
- Kapitel 35
- Kapitel 36
- Kapitel 37
- Kapitel 38
- Kapitel 39
- Kapitel 40
- Kapitel 41
- Kapitel 42
- Kapitel 43
- Kapitel 44
- Kapitel 45
- Kapitel 46
- Kapitel 47
- Kapitel 48
- Kapitel 49
- Kapitel 50
- Kapitel 51
- Kapitel 52
- Kapitel 53
- Kapitel 54
- Kapitel 55
- Kapitel 56
- Kapitel 57
- Kapitel 58
- Kapitel 59
- Kapitel 60
- Kapitel 61
- Kapitel 62
- Kapitel 63
- Kapitel 64
- Kapitel 65
- Kapitel 66
- Kapitel 67
- Kapitel 68
- Kapitel 69
- Kapitel 70
- Kapitel 71
- Kapitel 72
- Kapitel 73
- Kapitel 74
- Kapitel 75
- Kapitel 76
- Kapitel 77
- Kapitel 78
- Kapitel 79
- Kapitel 80
- Kapitel 81
- Kapitel 82
- Kapitel 83
- Kapitel 84
- Kapitel 85
- Kapitel 86
- Kapitel 87
- Kapitel 88
- Kapitel 89
- Kapitel 90
- Kapitel 91
- Kapitel 92
- Kapitel 93
- Kapitel 94
- Kapitel 95
- Kapitel 96
- Kapitel 97
- Kapitel 98
- Kapitel 99
- Kapitel 100
- Kapitel 101
- Kapitel 102
Siebenter Gesang
Osanna, sanctus Deus Sabaoth,
Superillustrans tua claritate
Felices ignes horum malachoth!«
Indem es seiner Kreisung wieder nahte,
Schien jenes Wesen also mir zu singen,
Zwiefach umstrahlt von goldnem Lichtbrokate,
Sahs mit den andern dann im Tanz sich schwingen,
Bis sie im rasendschnellen Funkenkreise,
Verschleiert durch die Ferne, mir vergingen.
Ich zweifelte und sprach zu mir noch leise:
»Sag, sag, ja sag der Herrin dein Verlangen,
Die süß dein Dürsten löscht und holderweise.«
Doch jene Ehrfurcht, die mich ganz mit Bangen
Beim Klang von B... und ...ice schon durchflutet,
Beugte mein Haupt, als war ich schlafbefangen.
Lang ließ mich Beatrice nicht entmutet,
Nein, sprach
so lächelnd, daß es selig machte
Den selbst, der schon von Flammen wär umglutet:
»Nach meiner irrtumsfreien Ansicht dachte
Dein Sinn, ob rechtlich-strafbar sei die Rache,
Die, was sie tat, doch nur gerecht vollbrachte.
Doch merke auf! weil ich in dieser Sache,
Wenn ich dein wirres Denken bring ins rechte,
Dir großen Wahrspruch zum Geschenke mache.
Gekränkt, daß ihn heilsamer Zaum umflechte,
Hat sich der Ungeborne, ders mißkannte,
Verdammt samt allem folgenden Geschlechte,
Darob die Welt, die irrtums-übermannte,
Kränkelnd vielhundertjahrlang hingeschlichen,
Bis Gottes Wort sich gnädig erdwärtswandte,
Daß dort sichs der Natur, die abgewichen
Von ihrem Schöpfer, in Person verbünde
Nur durch der
Liebe Tat, der Ewiglichen.
Nun blicke scharf auf das, was ich dir künde!
Diese Natur, vereint dem Schöpfer eben,
War so, wie sie geschaffen, rein von Sünde.
Doch hat das Paradies dahingegeben
Sie selbst für dieses Erdenseins Beschwerden,
Weil sie nicht schritt, wo Wahrheit ist und Leben.
Soll drum die Kreuzespein gemessen werden
Und nach dem angenommenen Leib erwogen,
War sie gerecht, wie keine sonst auf Erden.
Und keine ungerechtre ward vollzogen,
Sieht man auf
den, der dort verlor sein Leben,
Als er Gemeinschaft mit dem Fleisch gepflogen.
So hat Verschiedenes
eine Tat ergeben:
Gott und den Juden war
ein Tod willkommen,
Tat auf den Himmel, ließ die Erde beben.
Jetzt macht dich kaum ein Zweifel noch beklommen,
Sagt man, daß später ward gerechte Rache
Von dem gerechten Richterhof genommen.
Doch seh ich deinen Geist von einer Sache
Verknotet jetzt mit Fragen über Fragen,
Daß froh ihn die ersehnte Lösung mache.
Du sprichst: ›Wohl faß ich, was ich hörte sagen.
Doch warum Gott, daß wir Erlösung haben,
Den Weg nur ging? seh ich mir noch nicht tagen.‹
Ein solcher Ratschluß, Bruder, bleibt begraben
Vor aller Augen, denen zum Erkennen
Die Liebesflammen keine Reife gaben.
Doch höre – weil nach
dem Ziel so viel rennen,
Und wenig nur erreicht all ihr Bemühen –
Weshalb
die Art die würdigste zu nennen.
Du siehst insich selbstlos und neidlos glühen
Die Güte Gottes, daß sich draus ergossen
All ihrer Schönheit unvergänglich Blühen.
Das nun, was unvermittelt ihr entflossen,
Ist ewig, weil
ihr Siegel so gesegnet,
Daß im Gepräg ein Wandel ausgeschlossen.
Was unvermittelt von ihr niederregnet,
Ist völlig frei, braucht nicht Verfall zu scheuen,
Der neuerschaffenen Dingen sonst begegnet.
Jemehr ihrs gleicht, jemehr wird sie es freuen,
Weil Gottes Strahlen, die das All durchschneiden,
Dem Ähnlichsten den hellsten Schimmer streuen.
Die Menschnatur darf im Besitz sich weiden
All dieser Gaben. Aber fehlt ihr eine,
Muß sie sich ihres Adels wohl entkleiden.
Unfrei macht sie die Sünde, sie alleine,
Und macht unähnlich sie dem Höchsten Gute,
weil sie zuwenig glänzt in seinem Scheine.
Und eher niemals wieder auf ihr ruhte
Solch eine Würde, bis sie sich entsündigt
Durch Strafen, wie sie ziemen bösem Blute.
Als euer Stamm sich frevelnd selbst entmündigt
Im Samen, wurden diese Würdigkeiten
Ihm mit dem Paradies zugleich gekündigt,
Und ließen niemals sich zurückerstreiten,
Wenn du es scharf erwägst, auf andern Pfaden,
Als eine der zwei Furten zu durchschreiten.
Entweder daß Gott selbst aus freien Gnaden
Verziehen, oder daß der Mensch selbsteigen
Aussich gesühnt hält seiner Torheit Schaden.
Jetzt gilts, den Blick zum Abgrund hinzuneigen,
Drin Gottes Ratschluß ruht, und die Gedanken
Anschließend meinem Redegang zu zeigen.
Es konnte nie der Mensch in seinen Schranken
Genugtun. Denn
so tief ließ ihn nie streben
Die Demut, durch Gehorsam spät zu danken,
Als er im Ungehorsam sich zu
heben
Versucht. Und deshalb muß sich ohne Frage
Der Selbstgenugtuung der Mensch begeben.
Drum konnte Gott vollkommene Lebenslage
Auf Seinen Wegen ihm allein erneuen:
Auf einem oder beiden, wie ich sage.
Doch weil die Gabe, die aus einem treuen
Gütigen Herzen fließt, durch solch Bestreben
Des Spenders pflegt viel inniger zu erfreuen,
Schritt Gottes Huld, die ihr Gepräg gegeben
Der Welt, auf
allen ihren Wegen; immer
Bedacht, von euerm Fall euch zu erheben.
Und zwischen letzter Nacht und erstem Schimmer
Des Tags sah man Erhabneres gedeihen
Auf beider Wege keinem – sieht es nimmer.
Denn gütiger wars von Gott, sichselbst zu weihen,
Daß Kraft der Mensch gewönne, zu genesen,
Als aus sichselbst ihm schlechthin zu verzeihen.
Dürftig wär der Gerechtigkeit gewesen
All andrer Weg, wenn Gottes Sohn hernieden
Sich nicht das Fleisch in Demut hätt erlesen.
Nun, daß ich jeden Wunsch dir stell zufrieden,
Muß ich erläutern dir noch
eine Stelle,
Daß du sie siehst gleich mir so klar-entschieden.
Du sagst: ›Ich sehe Luft- und Wasserwelle,
Seh Glut und Staub, und was sich mischt auf Erden,
Nach kurzer Dauer schon vergehen mit Schnelle.
Was mußte alldies erst erschaffen werden,
Wenn es, soll ich dein Wort nicht unwahr schelten,
Doch fühlt des Alters und Vergehens Beschwerden?‹
Die Engel, Bruder, und die klaren Welten,
Darin du weilest, können, wie sie walten
Nach ihrem Wesen, als erschaffen gelten.
Die Elemente und die Mischgestalten,
Die du genannt und die hervor draus gehen,
Sich nur aus schon-geschaffener Kraft entfalten.
Geschaffen ward der Stoff, draus sie bestehen,
Geschaffen ward die Bildungskraft dem Kranze
Der Sterne alle, die sich um sie drehen.
Und drehen die heiligen Leuchten sich im Tanze,
Entlocken sie – wie Art und Kraft durchweben
Den Stoff – die Seelen ihm für Tier und Pflanze.
Doch Euch unmittelbar haucht ein das Leben
Die Höchste Huld; und ihrer Liebe wehen
Zieht euch zu ihr in stetem Sehnsuchtsstreben.
Und hieraus kannst du euer Auferstehen
Dir folgern, willst du in den Sinn dir rufen,
wie Menschenfleischesbildung einst geschehen,