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type | poem |
author | Johann Gottfried Herder |
title | Der Cid |
publisher | Insel-Verlag |
editor | Matthias Oehme |
year | 1984 |
corrector | reuters@abc.de |
sender | www.gaga.net |
created | 20101231 |
projectid | 94d86967 |
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50
Briefe ließ der König schreiben,
Stolze Briefe an den Cid,
Voll von mancherlei Verleumdung
Seiner Feinde, der Spione.
Was den Grafen Consuegra
Cid antwortete, vernehmt.
»Edle Männer von Villalon,
Tapfre Ritter von Valduerna,
Guten Leute von Villalva,
Gute Christen von Sansueña,
Böse Spürer des Betragens
Andrer, lest – und leset recht!
Don Rodrigo ist mein Name,
Wohl auch Cid Campeador.
So ergeben meinem König
Als mein Weib Ximene mir,
Leb ich als ein schlichter Kriegsmann,
Der kaum zweimal in der Woche
Ab die Kriegeswaffen legt;
Schlafe nirgend als im Zelte;
Tue keinem Freunde übel,
Stünd es auch in meiner Macht;
Haue nur mit meinem Degen,
Aber nie mit Zung und Feder;
Esse sitzend auf der Erde,
Weil mir eine Tafel fehlt;
Lasse niemand mit mir speisen
Als die Braven und die Guten,
Anzuspornen durch die Sitte
Meiner Freunde Heldenmut.
Unsre Tischgespräche scharren
Nie auf die begrabnen Toten,
Greifen nie dem Urteil Gottes
Über die Lebend'gen vor.
Ich, der Cid, ich spreche selten,
Kümmre wenig mich um andre,
Frage nichts, als ob Babieça
Sei gewartet und gezäumt,
Aufzusitzen gleich nach Tafel,
Neu zu eilen ins Gefecht.
Lege nieder mich zum Schlafe,
Nicht zu wachen und zu sinnen,
Wie auf Wegen des Betruges
Ich erschleiche fremdes Gut.
Wach ich auf, so geht's zu Felde,
Hier – ein feindlich Schloß zu nehmen
Oder – liegen es zu lassen,
Wie das Glück will, wie es fällt.
Bin ich einsam, so gedenk ich
An mein Weib, und das mit Seufzen;
Weinend mußt ich sie verlassen,
Klagend wie die Turteltaube;
Und wohl einsam und wohl traurig
Lebet jetzt sie in der Fremde;
Doch sie lebet glücklich dort.
Übrigens, ihr hohen Herren,
Kann und darf der Cid antworten
Jedem, wer es sei, der frägt;
Er darf seine Seel enthüllen
Ohne Lug und ohne Scham.«