pfad | /brant/narrens/narrens.xml |
type | poem |
author | Sebastian Brant |
title | Das Narrenschiff |
publisher | Philipp Reclam jun. |
editor | Hans-Joachim Mähl |
year | 1964 |
firstpub | 1494 |
translator | H. A. Junghans |
corrector | reuters@abc.de |
sender | www.gaga.net |
created | 20090405 |
projectid | a61d97e4 |
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79.
Wenn Reuter und Schreiber
Wegelagerer und Advokaten. greifen an
Einen fetten, schlichten, bäurischen Mann,
Ist
der es, so den Streit fing an.
Der müß die leber gessen han, d. h., dann sagt man, der müsse die Leber gegessen haben, also der Schuldige sein (sprichwörtlich).
Reuter und Schreiber
Schreiber und Reuter trifft
auch der Spott,
Sie seien in der Narrenrott;
Daß ihre Nahrung gleich, ist klar:
Der schindet heimlich,
der offenbar!
Der wagt sein Leben, sei's trocken, sei's naß,
Und
der setzt die Seele ins Tintenfaß.
Der Reuter steckt viele Scheuern an,
Der Schreiber braucht einen Bauersmann,
Der fett sei und kann triefen wohl,
Damit er riechen mach' seinen Kohl.
Ja, täte jeder, was er soll,
So wären sie beide Geldes wert,
Der mit der Feder, der mit dem Schwert –
Man möchte sie beide entbehren nit,
Wäre nicht
über der Hand ihr Schnitt,
Suchten sie nicht unredlichen Gewinn (
schnytt == Ernte, Gewinn); vgl. heute: unter der Hand einen gehörigen Schnitt machen.
Und würde durch sie nicht das Recht versehrt:
Man aus dem Stegreif
uß dem stägenreiff, d. h. aus dem Steigbügel, durch Wegelagerei und Straßenraub. sich ernährt.
Da nun aber auf eignen Gewinn
Jeder von ihnen stellt Trachten und Sinn,
So wollen sie verzeihen mir,
Daß ich im Narrenschiff sie führ'.
Ich habe sie drum gebeten nicht,
Den Fuhrlohn jeder selbst verspricht
Und will sich weiter auch verdingen,
Bekannte genug ins Schiff zu bringen.
Schreiber und Gleißner sind noch viel,
Die treiben jetzt wild Reuterspiel
Und nähren sich kurz vor der Hand,
Von dem, was ihnen vor die Hand kommt (lat.
brevi manu = kurzerhand, ohne Umschweife).
Gleichwie die Kriegsknecht' auf dem Land.
Wahrlich, es ist eine große Schand,
Daß man nicht eilend die Straßen macht frei,
Daß Pilger und Kaufmann sicher sei,
Aber ich weiß wohl, was das tut:
Man sagt, das Geleitgeld schmecke zu gut!
Man spricht es mach das geleyt vast guot: die ungewöhnlich scharfe Kritik Brants bezieht sich auf das Geleitgeld, das man für die Sicherung der Durchreise durch ein Gebiet zu zahlen hatte. Wenn die Obrigkeiten die Landstraßen sicher machen würden, entfiele diese Einnahme.