modified | 20170815 |
type | poem |
title | Ultra-Violett |
author | Max Dauthendey |
firstpub | 1893 |
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Sternschnuppe
Golddurchbrannt, meergrün der Himmel. Tiefgestreckt über nächtig efeugrünen Wassern.
Dunkel auf rasender blanker Strömung treiben blattleer kristallgrüne Bäume.
Blasse bange Geschöpfe. Menschenwesen. Glasbläulich wie Manetengallerte. Grünstrahlige, violettstrahlige Fühler an Stirn und Hüften. Hangen im baren Geäst.
Schwarzgerissen die Astgerippe peitschen den grünknisternden Himmel. Fortgezerrt auf goldblanken Flutgeleisen. Grünfeurig die Wurzeln. Schlitzen mit blutpurpurnen Flossen die Wasser.
Die blaßscheuen Gestalten. Rotirr die Augen. Schlüpfen auf den langen lichten Fühlfäden wie große weiße Spinnen durch die Luft. Pfeifend die Strömung reißt sie mit. Und die fortstürzende Luft.
Langgedehnt die dunklen Flügel einer ungeheuren Libelle. Lange grüngraue Wolken über den goldgrünen Himmel. Schießen mit den schwarzen Wassern.
Spitz in Ruten das düstre Geäst, fegt durch die Goldhelle. Zischt grell. In Grünfeueradern gegen das Nachtgrün der Flut.
Die roten irren Augen. Jagen vorüber. Ritzen rotgelbe Feuersplitter in die Dämmerung. Schneiden in blitzgelben Pfiffen.
Die Schwarzgesträubten Bäume fliegen vorüber. Hinter ihnen elektrisch bleiche Narben in die Flut gerissen.
Graue Wolken, goldne Helle, schwarze Wasser rasen vorbei.
Die blassen lautlosen Gestalten kauern, klammern im Geäst, fortgeschleudert rastlos. Die langen lichten Fühler tasten.
Die roten Augen horchen in die schwarze Endlosigkeit: nur Flut, nur Himmel.
Die roten Augen zischen. Rote Feuerfährten schleifen durch die meergoldne Nacht. Und zerschmelzen.