pfad | /ebstein/tuberkul/tuberkul.xml |
type | tractate |
author | Erich Ebstein |
title | Tuberkulose als Schicksal |
publisher | Ferdinand Enke Verlag |
editor | Georg B. Gruber |
year | 1931 |
corrector | reuters@abc.de |
sender | www.gaga.net |
created | 20110814 |
projectid | 92de4b86 |
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John Keats
1796 – 1821

John Keats, geb. im Oktober 1796 in London, gest. am 23. Februar 1821 in Rom, hatte die Dichterkrankheit, die Schwindsucht, sagt Klabund in seiner Geschichte der Weltliteratur. (Leipzig 1923, S. 76.) Er starb an den Folgen eines Blutsturzes, den er nach einer heftigen Erregung erlitt, in die ihn eine gehässige Kritik versetzt hatte. Als Baudelaire später davon las, notierte er in seinem Tagebuch: »Jede Zeitung ist von der ersten bis zur letzten Zeile ein Gewebe von Greueln. Und dieses widerliche Aperitif nimmt jeder civilisierte Europäer jeden Morgen zum Frühstück. Ich verstehe nicht, wie eine saubere Hand ein Zeitungsblatt berühren kann, ohne Krämpfe von Ekel zu bekommen.« Keats schrieb in den Jahren 1819–1820 »Briefe an Fanny Brawne«, die, von Adolf Girschick ins Deutsche übertragen, 1924 in München (Musarion-Verlag) erschienen sind. In diesen Briefen hören wir von dem Heranschleichen der tückischen Krankheit, der schon die Mutter des Dichters zum Opfer gefallen war. Von der Insel Wight, auf der diese Briefe geschrieben sind, geht er 1820 zur Wiederherstellung der Brustkrankheit erst nach Neapel und dann nach Rom, wo ihn Dr. Klark ärztlich betreute. Dort an der Cestiuspyramide liegt er begraben. Keats' klagende Angst, er könnte von hinnen gehen müssen, ohne sich dem Gedächtnis schönheitsliebender Menschen durch sein dichterisches Schaffen für immer eingeprägt zu haben, hat ein Jahrhundert als grundlos erwiesen.
Die Lebendmaske des Dichters wurde 1818 von dem Maler Haydon abgenommen. Das Original befindet sich in der National Portrait Galery in London. (Vgl. E. Benkard. Das ewige Antlitz. Berlin 1927. S. 67.)
Seine Gedichte, von denen die schönsten in H. Bethges »Die Lyrik des Auslandes in neuerer Zeit« stehen, enthalten auch »Des Dichters letztes Sonett«, das Stefan Zweig sehr wirkungsvoll übertragen hat. Ein anderes Sonett, das jüngst Erika Mitterer übertragen hat (Voss. Zeitung vom 17. 8. 1930), sei hier noch mitgeteilt:
Wenn ich mich manchmal fürchte, früh zu sterben,
eh Worte die Ideen nachgestalten,
eh viele Bücher, sicher vor'm Verderben,
die reiche Beute aufgespeichert halten:
Wenn ich der Nacht ins Sternenantlitz blicke,
das Riesenwolken sinnvoll übergeistern,
und weiß: nicht ich werd' diese Traumgeschicke
einst mit dem Zaubergriff des Zufalls meistern:
Und wenn ich fühle, daß ich dich, du Wesen
des Augenblicks, nie wiedersehen werde,
nie mehr an deinem Zauber soll genesen:
Dann tret ich fort und steh am Rand der Erde
und denke nach, allein, in tiefem Sinnen,
bis Ruhm und Liebe schemengleich zerrinnen.