title | Sagen aus Sachsen |
type | legend |
created | 20020117 |
sender | hille@abc.de |
modified | 20170929 |
Navigation:
- Kapitel 30
- Kapitel 1
- Kapitel 2
- Kapitel 3
- Kapitel 4
- Kapitel 5
- Kapitel 6
- Kapitel 7
- Kapitel 8
- Kapitel 9
- Kapitel 10
- Kapitel 11
- Kapitel 12
- Kapitel 13
- Kapitel 14
- Kapitel 15
- Kapitel 16
- Kapitel 17
- Kapitel 18
- Kapitel 19
- Kapitel 20
- Kapitel 21
- Kapitel 22
- Kapitel 23
- Kapitel 24
- Kapitel 25
- Kapitel 26
- Kapitel 27
- Kapitel 28
- Kapitel 29
- Kapitel 30
- Kapitel 31
- Kapitel 32
- Kapitel 33
- Kapitel 34
- Kapitel 35
- Kapitel 36
- Kapitel 37
- Kapitel 38
- Kapitel 39
- Kapitel 40
- Kapitel 41
- Kapitel 42
- Kapitel 43
- Kapitel 44
- Kapitel 45
- Kapitel 46
- Kapitel 47
- Kapitel 48
- Kapitel 49
- Kapitel 50
- Kapitel 51
- Kapitel 52
- Kapitel 53
- Kapitel 54
- Kapitel 55
- Kapitel 56
- Kapitel 57
- Kapitel 58
- Kapitel 59
Der Pesthändler bei Pirna
Zu Ausgang des Monats Mai im Jahre 1669 ist ein Mann mit 3 Säcken zu einem Schiffer zwei Meilen von Dresden bei Pirna gekommen und hat von ihm über die Elbe gesetzt zu werden begehrt. Der Schiffer hat aber einen von den Säcken angefaßt, um ihn in den Kahn zu legen, allein er konnte ihn seiner Schwere wegen nicht bewältigen, und doch hat jener sie alle drei auf den Buckel genommen und ist damit fortgegangen, als wären sie nichts. Als er nun diese Schwäche des Schiffers sieht, lädt er seine drei Säcke selber in den Kahn und verlangt nur übergesetzt zu werden. Darauf stößt der Schiffer vom Lande und gelangt mit genauer Not in die Mitte des Flusses, wo aber der Kahn sinken will, und jener erklärt, ein Sack müsse herausgeworfen werden, denn sonst müßten sie umkommen und untergehen. Der fremde Mann aber will davon nichts wissen, sondern sagt, er solle ihm seine Säcke liegen lassen und nur fortfahren, denn es werde keine Not haben, ob es sich gleich so anlasse. Mit diesen Worten geht es fort und so kommen sie endlich ans entgegengesetzte Ufer. Hier begehrt nun aber der Sackmann, daß der Fährmann den Kahn immer noch längs dem Ufer hinschiebe; dies geschieht auch, allein immer ist es ihm noch nicht genug, bis endlich der Schiffer böse wird und spricht: wer weiß, was Ihr in Euren Säcken habt, ich fahre nicht weiter, ich habe mein versprochenes Geld einmal zur Genüge verdient, und hier müßt Ihr ausladen. Darauf spricht jener: Du bist mir auch trotzig genug gewesen und hast Dich mehr als zuviel gegen mich grob gezeigt, und damit Du es weißt, hier hast Du Dein Fährgeld und ich meine Säcke, in dem einen habe ich das hitzige Fieber, in dem andern das kalte, im dritten die Pest, und davon sollst Du Deinen Part am ersten bekommen, denn nach Johannis wird eine solche Hitze werden, daß die Leute auf dem Felde verschmachten und umfallen werden. Damit hat er seine Säcke wieder auf den Rücken genommen, ist ausgestiegen, fortgewandert und hat dem Schiffer das Nachsehen überlassen.