title | Sagen aus Mecklenburg-Vorpommern |
type | legend |
created | 20020117 |
sender | hille@abc.de |
modified | 20170929 |
Navigation:
- Kapitel 139
- Kapitel 1
- Kapitel 2
- Kapitel 3
- Kapitel 4
- Kapitel 5
- Kapitel 6
- Kapitel 7
- Kapitel 8
- Kapitel 9
- Kapitel 10
- Kapitel 11
- Kapitel 12
- Kapitel 13
- Kapitel 14
- Kapitel 15
- Kapitel 16
- Kapitel 17
- Kapitel 18
- Kapitel 19
- Kapitel 20
- Kapitel 21
- Kapitel 22
- Kapitel 23
- Kapitel 24
- Kapitel 25
- Kapitel 26
- Kapitel 27
- Kapitel 28
- Kapitel 29
- Kapitel 30
- Kapitel 31
- Kapitel 32
- Kapitel 33
- Kapitel 34
- Kapitel 35
- Kapitel 36
- Kapitel 37
- Kapitel 38
- Kapitel 39
- Kapitel 40
- Kapitel 41
- Kapitel 42
- Kapitel 43
- Kapitel 44
- Kapitel 45
- Kapitel 46
- Kapitel 47
- Kapitel 48
- Kapitel 49
- Kapitel 50
- Kapitel 51
- Kapitel 52
- Kapitel 53
- Kapitel 54
- Kapitel 55
- Kapitel 56
- Kapitel 57
- Kapitel 58
- Kapitel 59
- Kapitel 60
- Kapitel 61
- Kapitel 62
- Kapitel 63
- Kapitel 64
- Kapitel 65
- Kapitel 66
- Kapitel 67
- Kapitel 68
- Kapitel 69
- Kapitel 70
- Kapitel 71
- Kapitel 72
- Kapitel 73
- Kapitel 74
- Kapitel 75
- Kapitel 76
- Kapitel 77
- Kapitel 78
- Kapitel 79
- Kapitel 80
- Kapitel 81
- Kapitel 82
- Kapitel 83
- Kapitel 84
- Kapitel 85
- Kapitel 86
- Kapitel 87
- Kapitel 88
- Kapitel 89
- Kapitel 90
- Kapitel 91
- Kapitel 92
- Kapitel 93
- Kapitel 94
- Kapitel 95
- Kapitel 96
- Kapitel 97
- Kapitel 98
- Kapitel 99
- Kapitel 100
- Kapitel 101
- Kapitel 102
- Kapitel 103
- Kapitel 104
- Kapitel 105
- Kapitel 106
- Kapitel 107
- Kapitel 108
- Kapitel 109
- Kapitel 110
- Kapitel 111
- Kapitel 112
- Kapitel 113
- Kapitel 114
- Kapitel 115
- Kapitel 116
- Kapitel 117
- Kapitel 118
- Kapitel 119
- Kapitel 120
- Kapitel 121
- Kapitel 122
- Kapitel 123
- Kapitel 124
- Kapitel 125
- Kapitel 126
- Kapitel 127
- Kapitel 128
- Kapitel 129
- Kapitel 130
- Kapitel 131
- Kapitel 132
- Kapitel 133
- Kapitel 134
- Kapitel 135
- Kapitel 136
- Kapitel 137
- Kapitel 138
- Kapitel 139
- Kapitel 140
- Kapitel 141
- Kapitel 142
- Kapitel 143
Die Prinzessin Svanvithe und die Schätze unter dem Garzer Wall auf Rügen
Prinzessin Svanvithe, die schöne Tochter des zu Bergen regierenden Königs von Rügen, wurde von boshaften Neidern verleumdet und von ihrem Vater deswegen ins Gefängnis geworfen. Um ihre Unschuld zu beweisen, beschloß die Prinzessin, den Königsschatz unter dem Garzer Wall zu heben.
Bei Garz, wo jetzt der Wall über dem See sich erstreckt, hatte vor vielen Jahren ein Schloß gestanden, darin Heiden ihre Götter verehrten. Als die ganze Herrlichkeit zerstört wurde, zog sich der alte Heidenkönig mit seinen unermeßlichen Schätzen in einen aus Marmelsteinen und Kristallen erbauten Saal unter die Erde zurück. Nur nachts zwischen zwölf und ein Uhr erscheint er auf der Oberwelt. Zuweilen umkreist er den Kirchhof, auf dem vor alters Heidengräber gewesen sein sollen. Der dort geborgene Schatz kann jedoch nur von einer Prinzessin gehoben werden, die von den alten Königen abstammt und noch eine schuldlose Jungfrau ist.
Svanvithe stieg nun in der Johannisnacht um zwölf Uhr mitternachts mit einer Johannisrute in der Hand auf den Wall und gelangte wirklich zu dem mit vielen Reichtümern gefüllten unterirdischen Saal. Als sie dann aber, mit Schätzen beladen, auf die Erde zurückkehren wollte, sah sie einen großen schwarzen Hund mit feurigem Rachen und funkelnden Augen auf sich losspringen. Da rief sie erschrocken : »Oh, Herr Je. . . !«
Im selben Augenblick schlug die Tür zu, und die Prinzessin war nun in dem unterirdischen Gemach gefangen. Sie kann nur erlöst werden, wenn es jemand wagt, zu ihr hinabzusteigen um sie still schweigend an der Hand wegzuführen. Die Erlösung ist schon öfters versucht worden, doch nie mit Erfolg. Zuletzt hatte es ein Schustergeselle gewagt; denn es ging die Mär, ein reiner Jüngling von vierundzwanzig Jahren könne das gebannte Schloß finden und die gefangene Prinzessin erlösen.
In der Johannisnacht begab sich der Geselle auf den Wallberg, und wirklich stand dort das Schloß vor ihm. Mutig schritt er hinein und kam in einen großen Saal. Darin saßen mehrere Frauen um einen großen Tisch; eine von ihnen hatte einen schwarzen Hund auf dem Schoß. Neben den Frauen lagen große Haufen Gold, und ringsum standen viele Kleinodien herum. Die schönste der Jungfrauen, die den Hund auf dem Schoß hielt, winkte den Jüngling zu sich, als ob er sie mitnehmen solle. Er aber wandte sich den Kostbarkeiten zu, die überall herumlagen, nahm einen goldenen Becher und wollte damit hinausgehen. Da entstand hinter ihm ein unheimliches Getöse. In seiner Angst blickte sich der Jüngling um, und sofort schlug die Türe vor ihm zu. Nun mußte auch er im Berg bleiben.
So soll es nach ihm noch manchen andern ergangen sein, die die Erlösung der Jungfrau und die Hebung der Schätze versuchten, die heute noch immer auf ihren Befreier harren.