title | Märchen |
author | Hans Christian Andersen |
year | 2017 |
corrector | gerd.bouillon@t-online.de |
type | fairy |
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Der Kragen
Es war einmal ein feiner Kavalier, dessen Hausgerät aus einem Stiefelknecht und einem Kragen bestand; aber er hatte den schönsten Kragen von der Welt. Und von diesem Kragen sollen wir jetzt eine Geschichte hören. – Er war nun so alt geworden, daß er daran dachte, sich zu verheiraten; da traf es sich, daß er mit einem Strumpfband zusammen in die Wäsche kam.
"Nein," sagte der Kragen, "noch nie habe ich etwas so Schlankes und Feines gesehen, nie etwas so Weiches und Niedliches! Darf ich um Ihren Namen bitten?"
"Den sage ich nicht" sagte das Strumpfband.
"Wo sind Sie denn zu Hause?" fragte der Kragen.
Aber das Strumpfband war sehr schüchtern und fand es ungehörig, darauf zu antworten.
"Sie sind wohl ein Gürtel?" fragte der Kragen, "so ein inwendiger Gürtel? Ich sehe, Sie sind sowohl zum Nutzen als zum Putzen, liebes Fräulein."
"Sie dürfen mich nicht ansprechen" sagte das Strumpfband. "Ich glaube nicht, daß ich Ihnen Veranlassung dazu gegeben hätte."
"Wenn man so schön ist wie Sie," sagte der Kragen, "so ist das Veranlassung genug."
"Kommen Sie mir nicht zu naher" sagte das Strumpfband. "Sie sehen so männlich aus."
"Ich bin auch ein feiner Kavalier" sagte der Kragen. "Ich habe einen Stiefelknecht und einen Kamm." Das war ja nun nicht wahr, denn sie gehörten seinem Herrn, aber er prahlte.
"Kommen Sie mir nicht so naher" sagte das Strumpfband. "Daran bin ich nicht gewöhnt!"
"Zimperliese" sagte der Kragen, und dann wurden sie aus der Wäsche genommen! Sie wurden gestärkt, hingen im Sonnenschein auf einem Stuhl und wurden dann auf das Plättbrett gelegt; da kam das warme Eisen.
"Liebe Frau!" sagte der Kragen. "Liebe Wittfrau! Mir wird ganz heiß. Ich werde ein ganz anderer, ich komme ganz aus der Form, Sie brennen mir ein Loch! Hu! – Ich bitte um Ihre Hand."
"Laps" sagte das Plätteisen und glitt stolz über den Kragen hin; denn es bildete sich ein, es sei ein Dampfkessel, der zur Eisenbahn hinaus und dort Wagen ziehen sollte.
"Laps." sagte es.
Der Kragen faserte an den Rändern ein wenig, da kam die Papierschere und sollte die Fasern abschneiden.
"O," sagte der Kragen" "Sie sind sicherlich erste Tänzerin. Wie Sie die Beine strecken können. Das ist das Hübscheste, was ich je gesehen habe! Das kann kein Mensch Ihnen nachmachen!"
"Das weiß ich" sagte die Schere.
"Sie verdienten, eine Gräfin zu sein" sagte der Kragen. "Alles was ich besitze, ist ein feiner Kavalier, ein Stiefelknecht und ein Kamm . Hätte ich nur eine Grafschaft dazu."
"Er macht wohl gar einen Antrag" sagte die Schere; sie wurde jetzt böse und gab ihm noch einen tüchtigen Schnitt. Dann war er entlassen.
"Ich werde wohl letzten Endes um den Kamm anhalten müssen. – Es ist doch merkwürdig, daß Sie alle ihre Zähne behalten, liebes Fräulein" sagte der Kragen. "Haben Sie nie daran gedacht, sich zu verloben?"
"Ja, das können Sie sich doch denken!" sagte der Kamm. "Ich bin ja mit dem Stiefelknecht verlobt!"
"Verlobt" sagte der Kragen. Jetzt gab es keine mehr, um die er hätte anhalten können, und deshalb verachtete er das Freien.
Eine lange Zeit verging. Dann kam der Kragen in den Kasten beim Papiermüller. Dort war eine große Lumpengesellschaft, die feinen für sich und die groben für sich, wie es sich gehört. Alle hatten viel zu erzählen, aber der Kragen am meisten, denn er war ein ordentlicher Prahlhans.
"Ich habe so schrecklich viele Geliebte gehabt," sagte der Kragen, "daß ich Tag und Nacht keine Ruhe hatte. Aber ich war auch ein feiner Kavalier, immer gestärkt. Ich hatte einen Stiefelknecht und einen Kamm, die ich nie gebrauchtet. Sie hätten mich sehen sollen damals, sehen sollen, wenn ich auf der Seite lag. Nie werde ich meine erste Geliebte vergessen; sie war ein Gürtel, so fein, so weich und so niedlich. Sie stürzte sich in ein Waschfaß um meinetwillen! – Da war auch eine Wittfrau, die für mich erglühte, aber ich ließ sie stehen und schwarz werden. Dann war da noch die erste Tänzerin; sie brachte mir den Riß bei, mit dem ich mich jetzt noch trage. Sie war so bissig! Mein eigener Kamm war in mich verliebt und verlor alle Zähne vor Liebeskummer. Ja, derartiges habe ich viel erlebt! Aber am meisten schmerzt mich die Geschichte mit dem Strumpfband – ich meine, dem Gürtel, der sich ins Waschfaß stürzte. Ich habe viel auf dem Gewissen; ich sehne mich danach, wieder ein unbeschriebenes Blatt zu werden!"
Und das wurde er; alle Lumpen wurden zu weißem Papier, aber der Halskragen wurde gerade zu dem Stück weißen Papiers, was wir hier sehen und worauf die Geschichte gedruckt ist. Und das geschah, weil er so fürchterlich mit allem möglichen hinterher geprahlt hatte, obgleich sich die Geschichten ganz anders zugetragen hatten. Und daran sollen wir denken, damit wir es nicht ebenso machen, denn man kann nie wissen, ob wir nicht auch einmal im Lumpenkasten enden und weißes Papier werden und dann unsere ganze Geschichte samt allen Geheimnissen aufgedruckt bekommen, so daß wir damit herumlaufen und sie selbst erzählen müssen, wie es dem Kragen geschah.