type | fiction |
booktitle | Ein Kampf um Rom |
author | Felix Dahn |
publisher | Verlag Werner Dausien |
address | Hanau |
isbn | 3-7684-4210-1 |
title | Ein Kampf um Rom |
sender | gerd.bouillon@t-online.de |
firstpub | 1876 |
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Viertes Kapitel
So rasch, als es sein furchtbares Umklafterungssystem verstattete, war Narses nach jenem Kriegsrat bei Fossatum mit seiner ganzen Macht und in breitester Stirnlinie nach Süden hinabgezogen, die Reste gotischen Lebens zu erdrücken oder ins Meer zu werfen.
Nach Tuscien nur entsandte er, um die dort noch widerstrebenden Burgen zu brechen, dann Lucca im annonarischen Tuscien, mit geringer Macht seine Heerführer Vitalianus und den Heruler Wilmuth, und noch weiter hinauf gen Norden wider das immer noch unbezwungene Verona, dessen Ausdauer den Goten das Entkommen durch das Tal der Athesis hinauf bis an die Passara wesentlich erleichtert hatte, Valerianus, welcher einstweilen auch Petra pertusa, das oberhalb Helvillum die flaminische Straße gesperrt, bezwungen hatte.
Mit allen andern Truppen eilte er nach Süden, er selbst auf der flaminischen Straße an Rom vorbei, indes Johannes an dem tyrrhenischen Meere hin, der Heruler Vulkaris an der Küste des jonischen Busens die Goten vor sich her drängen sollten.
Beide fanden aber wenig Arbeit und Aufenthalt mehr; denn im Norden waren die gotischen Familien ohnehin von dem vorauseilenden Heere des Königs aufgenommen worden, das Vulkaris nicht mehr einzuholen vermochte; und aus dem Süden waren ebenfalls die Goten längst aufgescheucht über Rom hinaus gen Neapolis geströmt, wohin sie eilende Sajonen, fliegende Boten des Königs, beschieden.
«Mons Vesuvius!» bildete das ausgegebene Sammelwort für alle diese gotischen Flüchtlinge.
Narses hatte seinen beiden Flügeln Anagnia als Ort der Wiedervereinigung vorgeschrieben.
Gern folge Cethegus der Einladung des Narses, bei ihm und dem Hauptheer zu bleiben; auf beiden Flügeln waren keine großen Ereignisse zu erwarten.
Und der Weg des Narses führte ja über Rom!
Für den Fall, daß Narses, trotz seinem Versprechen, einen Versuch machen sollte, im Vorüberziehen sich Eingang in Rom zu verschaffen, war dann auch Cethegus an Ort und Stelle. Aber fast zu des Präfekten Erstaunen hielt Narses Wort. Er zog mit seinem Heer ruhig an Rom vorüber.
Und er forderte Cethegus auf, Zeuge seiner Unterredung mit dem Papst Pelagius und den übrigen beherrschenden Personen in Rom zu sein, welche Zwiesprache er die Wälle hinan, zwischen dem flaminischen und dem salarischen Tor, an der Porta belisaria (pinciana) hielt.
Noch einmal versicherten der Papst und die Römer unter feierlichen Eiden auf die Gebeine der Heiligen Kosma und Damian (nach der Legende arabische Ärzte, Zwillingsbrüder, die unter Diokletian als Märtyrer gestorben sein sollten), die sie in elfenbeinernen Truhen und Silbersärgen auf die Wälle gebracht hatten, daß sie unweigerlich nach Vernichtung der Goten in der Moles Hadriani, dem Präfekten von Rom allein ihre Tore erschließen, jeden Versuch aber, gewaltsam in die Stadt zu dringen, mit Gewalt abwehren würden; denn sie wollten sich keinem der Kämpfe aussetzen, die etwa noch um Rom entbrennen könnten.
Das Anerbieten des Narses, ihnen jetzt schon ein paar tausend Mann zur rascheren Bewältigung der Moles Hadriani zu überlassen, wiesen die Römer höflich aber bestimmt ab: zur hohen Freude des Präfekten.
«Sie haben doch schon zwei Dinge gelernt in diesen Jahren», sagte er im Abreiten zu Lucius Licinius, «sich die ‹Romäer› fern vom Leibe halten und Cethegus mit dem Heile Roms verknüpfen. Das ist schon viel.»
«Mein Feldherr», warnte Licinius, «ich kann deine Freude, deine Zuversicht nicht teilen» – «Ich auch nicht», stimmte Salvius Julianus bei. «Ich fürchte Narses. Ich mißtraue ihm.» – «Ach, ihr Allklugen», spottete Piso. «Man muß nichts übertreiben, auch die Vorsicht nicht und den Zweifel. Hat sich nicht alles gewendet, wie wir's kaum zu hoffen gewagt, seit jener Nacht, da ein grober Hirtenjunge dem besten Dichter Roms über die unsterbliche Jambenhand schlug? Da der gewaltige Präfekt von Rom in einem Getreidehaufen tiberabwärts schwamm? Da Massurius Sabinus in den coischen Gewändern seiner Hetäre, in denen er entrinnen wollte, von Graf Markja erkannt und gefangen und da der große Rechtskenner Salvius Julianus blutend von dem unsanften Herzog Guntharis aus dem Schlamm des Flusses hervorgefischt wurde? Wer hätte damals gedacht, daß wir noch mal die Tage an den Fingern abzählen würden, da noch ein Gote zwei Beine auf italischen Erdgrund stellt?»
«Du hast recht, Poet», lächelte Cethegus. «Jene beiden leiden an dem Narses-Fieber, wie ihr Heros an der Epilepsie. Seine Feinde überschätzen ist auch ein Fehler. Die Gebeine, auf die jene Priester schworen, sind ihnen wirklich heilig; sie brechen solche Eide nicht.»
«Wenn ich nur», erwiderte Licinius besorgt, «neben den Priestern und Handwerkern noch irgendeinen deiner, unserer Freunde auf den Wällen gesehen hätte! Aber lauter Walker, Fleischer und Zimmerleute! Wo ist der Adel Roms, wo die Männer der Katakomben?»
«Als Geiseln fortgeführt», sprach Cethegus. «Und recht geschah ihnen, sie kehrten ja noch Rom zurück und huldigten dem blonden Goten. Wenn ihnen nun der schwarze Gote die Köpfe abschlägt, müssen sie's haben. Getrost, ihr habt zu düster gesehen, alle! Des Narses erdrückende Übermacht hat euch eingeschüchtert. Er ist ein großer Feldherr, aber, daß er diesen Vertrag mit Rom geschlossen – mich und ja keinen andern einzulassen! – und daß er ihn hält – das zeigt, daß er als Staatsmann ungefährlich ist. Laßt uns nur erst wieder die Luft des Kapitols atmen, Epileptiker vertragen sie nicht.»
Und als am andern Morgen die jungen Tribunen den Präfekten von seinem Zelt abholten zum allgemeinen Aufbruch gegen Teja, empfing sie ihr Führer mit strahlenden Augen.
«Nun», sprach er, «wer kennt nun die Römer, ihr oder der Stadtpräfekt von Rom? Hört – aber schweigt. – Heute Nacht stahl sich aus Rom in mein Zelt ein Centurio der neu errichteten Stadtkohorten, Publius Macer: ihm ist die Porta Latina, seinem Bruder Marcus das Kapitol anvertraut vom Papst. Er zeigte beide Bestallungen, ich kenne des Pelagius Schrift – sie sind echt.
Sie sind längst der Priesterherrschaft müde.
Sie wollen mich und euch und meine Isaurier gern wieder schreiten sehen auf den Mauern Aurelians und des Präfekten. Er ließ mir seinen Neffen Aulus, zugleich als Pfand und als Geisel zurück: dieser wird uns, von ihm in verabredetem, harmlosem Briefwort gemahnt, die Nacht bezeichnen, da jene uns das Tor und das Kapitol erschließen. Narses kann sich nicht beklagen, wenn uns die Römer selbst freiwillig einlassen: – ich versuche ja nicht Gewalt. Nun, Licinius, sprich Julianus, wer kennt nun Rom und die Römer?»