pfad | /brant/narrens/narrens.xml |
type | poem |
author | Sebastian Brant |
title | Das Narrenschiff |
publisher | Philipp Reclam jun. |
editor | Hans-Joachim Mähl |
year | 1964 |
firstpub | 1494 |
translator | H. A. Junghans |
corrector | reuters@abc.de |
sender | www.gaga.net |
created | 20090405 |
projectid | a61d97e4 |
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30.
Wem nach viel Pfründen hier ist not,
Des Esel fällt oft in den Kot:
Viel Säcke sind des Esels Tod.
Von vielen Pfründen
Ein Narr ist, wer eine Pfründe gewann,
Der er allein kaum gerecht werden kann,
Und lädt noch soviel Säck' auf den Rücken,
Bis daß der Esel muß ersticken.
Eine mäßige Pfründe
Eyn zymlich pfruond, d.h., wie sie dem Besitzer angemessen oder wie es nach altem Brauch schicklich ist, wie es sich geziemt. nährt einen wohl;
Wer
noch eine nimmt, derselbe soll
Acht haben, daß er
ein Auge wahre,
Damit ihm das nicht auch ausfahre;
Denn wenn er
noch eine Pfründe gewinnt,
Wird er auf
beiden Augen blind,
Dann hat er Tag und Nacht nicht Ruh,
Wie er noch zahllose nehm dazu;
So reißt dem Sack der Boden aus,
Bis daß er fährt zum Totenhaus.
gernerhuß, mittellat.
carnarium, Karner, das am Kirchhof befindliche Totenbeinhaus.
Aber man tut jetzt dispensieren,
Von der Verordnung, nur eine Pfründe zu besitzen. Das ganze Kapitel ist gegen diesen Mißbrauch der Zeit und ihren Pfründenschacher gerichtet.
Wodurch sich mancher läßt verführen,
Der meint, daß er sei sicher ganz,
Bis elf
Elf im Würfelspiel ist eine Unglückszahl. Vgl. Anm. 3 zu Kap. 24. und Unglück wird sein' Schanz'.
Viel Pfründen mancher besitzen tut,
Der wär nicht zu
einem Pfründlein gut,
Dem er könnt recht Genüge tun,
Der tauscht und kauft nun ohne Ruhn,
Daß er wohl irr wird in der Zahl
Und tut ihm also weh die Wahl,
Daß er auch sitz auf der rechten Stelle,
Wo er kann leben als guter Geselle.
Das ist eine sorgenvolle Kollekt:
Einsammlung, Einziehung der Einkünfte.
Wahrlich, der Tod im Hafen steckt!
D.h., von solchem Gewinn droht Verderben. Die Redensart geht auf 2. Könige 4, 40 zurück.
Wo man Pfründen jetzo verleiht,
Sind Simon und Hiesi
Vgl. Apostelgeschichte 8, 18 ff.: der Zauberer Simon bot den Aposteln Geld an, damit sie ihm durch ihr Handauflegen die Gabe des Heiligen Geistes verleihen sollten (daher
Simonie = Schacher mit geistlichen Ämtern); 2. Könige 5, 21 ff.: Gehasi, Diener des Propheten Elisa, ließ sich für die Wundertat seines Herrn unrechtmäßig mit zwei Zentnern Silber beschenken und wurde zur Strafe aussätzig. nicht weit.
Merk: will viel Pfründen ein Geselle,
So harrt er der letzten in der Hölle,
Da wird er finden eine Präsenz,
Die mehr bringt als hier sechsmal Absenz.
presentz (lat.
praesentia) ist die Summe der Einkünfte aus einer Pfründe, bei der ihr Besitzer anwesend zu sein verpflichtet war. Sie waren durch die damit verbundenen Kosten geringer als bei einer
absentz (lat.
absentia), bei der man dem Ort der Pfründe fernbleiben konnte. In der Hölle ist es umgekehrt, da dort die Anwesenheit ein Übermaß an Höllenqualen einbringt.