type | report |
author | Franz Bley |
title | Botanisches Bilderbuch für Jung und Alt. Zweiter Teil |
publisher | Verlag von Gustav Schmidt |
year | 1897 |
corrector | reuters@abc.de |
sender | www.gaga.net |
created | 20131114 |
projectid | 711848b7 |
wgs |
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Gemeine Bartflechte, Usnea barbáta L.
Lange stand die ernste Forschung vor den Flechten wie vor einem Rätsel: mit welchen Pflanzen waren sie verwandt? wo sollte man sie im System unterbringen? Man schuf in dieser Verlegenheit eine eigene Klasse für sie, teilte sie hübsch in Familien und Gattungen und erwies ihnen alle Ehre, die ordentlichen und anständigen Leuten zukommt – bis man eines Tages entdeckte, daß alle diese Mühe an ein nichtsnutziges Gesindel verschwendet sei, das nicht einmal aus eigener Tasche zehren könne und auf fremder Leute Kosten leben müsse. Da hob man ihre selbständige Stellung im System auf und degradierte sie zu einer Provinz des Pilzreiches, und zu diesem gehören sie auch jetzt noch.
Schon lange schien den Forschern der Thallus, die blatt- oder strauchförmige Ausbreitung des Flechtenkörpers, aus zwei völlig verschiedenen Gewebschichten zu bestehen: aus weißlichem, gelblichem oder bräunlichem Gewebe, das teils die Rinde, teils das Mark der Flechte bildet und in besonderen, meist schüsselförmigen Behältern, den Apothecien, Sporen erzeugt, und aus chlorophyllhaltigen Schichten, die von jenen eingeschlossen sind und als Gonidienzone bezeichnet wurden. Genaue Beobachtung und sorgfältige, ausgedehnte Versuche haben die schon vor Jahrzehnten ausgesprochene Vermutung bestätigt, daß diese Gonidienschicht aus echten einzelligen Algen bestehe, die, von dem Hyphengewebe echter Pilze umsponnen, diesem als Ernährer dienen. Bei einzelnen Flechten, die eine Fadenalge einschließen und nur wenig Pilzfäden um ihre Zellen schlingen, lag der Sachverhalt zu klar und einfach da, um lange unentdeckt zu bleiben.
Sehen wir uns zuerst einige zur Bestätigung jener Vermutung angestellte Versuche an! Die in den Apothecien erzeugten Flechtensporen sind leicht zu gewinnen. Man braucht nur eine Glasplatte auf die Fruchtkörper zu legen, um sie nach einiger Zeit mit Sporen bedeckt zu finden. Von diesen sät man mittels einer ausgeglühten Messerklinge ein Pröbchen auf durch Hitze sterilisierte Baumrinde oder auf alten wasserhaltigen Gips und hängt die Aussaat schnell, damit nicht aus der Luft andere Keime hinzutreten, in eine luftdicht verschließbare Flasche. Hier keimen die Flechtensporen entweder gar nicht, oder die aus ihnen sich entwickelnden Hyphenfäden gehen aus Mangel an Nahrung schnell zu Grunde. Damit ist der Beweis geliefert, daß diese Hyphen nicht fähig sind, sich selbständig zu ernähren. Anders gestaltet sich die Sache, sobald man bei diesem Kulturversuch Algen zu Hilfe nimmt. Einzellige Algen bedecken die Rinde älterer Bäume zu Millionen und überziehen Fichten- oder Pappelstämme oft ganz und gar mit einem zarten grünen Flaume. Wenn man der Rinde eines flechtenfreien Baumes Algen entnimmt und, um eine bestimmte Art ganz rein zu erhalten, eine Zeitlang kultiviert, so kann man sie mit den Flechtensporen zusammen aussäen. Man schabt zu dem Zwecke unter Beobachtung aller Vorsichtsmaßregeln, welche fremde Keime fernhalten, ein wenig von der Alge ab, thut von den auf der Glasplatte befindlichen Sporen dazu und hängt diese Mengung auf keimfrei gemachtem Boden in der Flasche auf. Es entstehen dann nach Ablauf einiger Monate wirkliche Flechten, die in ein bis zwei Jahren Thalluslager von einigen Centimetern Länge mit wirklichen Apothecien bilden.
Noch überzeugender gestaltet sich der Versuch, wenn man in der Lage ist, ihn unter dem Mikroskop zu beobachten. Dann zeigt sich folgender Vorgang. Aus den Sporen brechen schlauchartige Hyphen hervor, welche die chlorophyllhaltigen Algenzellen mittels dünner Seitenzweige aufsuchen und umklammern. Schon nach wenigen Tagen sind fast alle Algenzellen von Pilzfäden umringt. Außer diesen Klammerfäden gehen aus den Flechtensporen noch Suchfäden hervor, die sich, gleichsam auf der Suche nach neuen Algen, der Peripherie des Häufchens zuwenden. Im mittleren Teile dieser Genossenschaft scheidet sich eine besondere, nicht mit den Algen in Verbindung tretende Art von Hyphen aus, die sog. Bauchfäden. Aus ihnen entsteht bei weiterer Entwickelung der algenfreie Teil der Flechte, Rinde und Mark des Thallus, während die Klammer- und Suchfäden mit den Algen zusammen die Gonidienzone bilden. Indem sich die Algen durch Teilung, die Pilzhyphen durch Sprossung vermehren, schreitet die Ausbreitung des Thallus fort. Auch die Bauchfäden verzweigen sich, verdicken ihre Wände und bilden ein maschenartiges Scheingewebe, durch welches die Farbe der Gonidienzone nur noch leicht hindurchschimmert. Die Algen, welche mit Pilzzellen zusammentreffen und mit ihnen die Flechten bilden, gehören hauptsächlich zu den Familien der Nostochineen, Scytonemeen, Palmellaceen und Chroolepideen. Sie sind so leicht, daß schon der geringste Lufthauch genügt, sie zu verbreiten. Folgender in einem Tiroler Gebirgsthale angestellte Versuch zeigt, wie häufig sie in der Luft vorkommen. Eine mit weißem, feuchtem Filtrierpapier überzogene Tafel wurde dem Südwinde entgegengestellt; nach wenigen Stunden hafteten auf dem Papier zahlreiche Stäubchen, unter denen sich neben organischen Splittern der verschiedensten Art, neben Pollenkörnchen und Sporen aller möglichen Moose und Pilze auch Zellgruppen von Nostochineen und andern der eben erwähnten Algen befanden. Wie sich diese in den kleinen Vertiefungen der Papierfläche absetzen, so können sie auch an den geringsten Unebenheiten von Rinde und Stein haften, wo sie dann nicht selten mit Sporen und Hyphen flechtenbildender Pilze zusammentreffen. Dann wiederholt sich der oben geschilderte, künstlich eingeleitete Vorgang in der Natur, und es entsteht die als Flechte bezeichnete Genossenschaft.
Von den beiden Genossen nimmt der eine, das chlorophylllose Hyphengewebe, von außen Nahrung auf, kondensiert das dunstförmige Wasser der Atmosphäre und vermittelt das Anhaften auf der Unterlage. Der zweite, die chlorophyllführende Alge, erzeugt aus der ihm zugeführten Nahrung organische Substanz und giebt davon den Pilzhyphen soviel ab, daß sie mit der durch Teilung fortschreitenden Vermehrung der Algen Schritt halten können. Wahrscheinlich ist die Zahl der Algen, welche diese Genossenschaft eingehen, weit geringer als die Anzahl der Flechtenpilze, so daß eine Algenart mit verschiedenen von diesen in Symbiose treten kann.
Die Bartflechten sind Strauchflechten, welche von der Rinde junger wie alter Bäume bartförmig herabhängen. Aus dem gemeinschaftlichen Anheftungspunkte entspringen zahlreiche Ästchen, die an ihren Enden die Apothecien in Form großer rundlicher Scheiben mit fein gewimpertem Rande tragen.
Flechten, Lichenes.