type | letter |
author | Erich Ebstein |
title | Ärzte-Briefe aus vier Jahrhunderten |
publisher | Verlag von Julius Springer |
year | 1920 |
corrector | reuters@abc.de |
sender | www.gaga.net |
created | 20130820 |
projectid | b4ccd074 |
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Franz Karl Naegele
Geboren den 12. Juli 1778 in Düsseldorf, gestorben den 21. Januar 1851 in Heidelberg. – Naegele studierte in Straßburg, Freiburg und Bamberg, vorher war er Repetitor der Anatomie in Düsseldorf. 1807 wurde er außerordentlicher und 1810 ordentlicher Professor und Direktor der Entbindungsanstalt in Heidelberg; in dieser Stellung blieb er bis zu seinem Tode. Er hat sich besonders um die Lehre vom schräg und quer verengten Becken verdient gemacht und hat das Schloß an der Zange verbessert. E. C. J. v. Siebold sagt in seinen geburtshilflichen Briefen (Braunschweig 1862) von Naegele, »der für unser Fach so unendlich viel getan hat, daß sein Name, solange es eine Wissenschaft gibt, nie vergessen werden wird«. Als Siebold Naegele besucht hatte, berichtet dieser an Stoltz: »Siebold ... hat uns den ganzen Tag vormusiziert, denn jedes Atom an ihm ist musikalisch. Er spielt alle Instrumente bis zur Pauke und Trommel herab und hat dabei eine Stimme wie ein Apoll und hat die Arien aller Opern im Kopfe. Freilich habe ich mich mit ihm auch über unser Fach unterhalten, doch nicht so wie mit meinem alten Freunde Stoltz.« (V. Schmitt, Ein Briefwechsel ... Straßburg 1909, S. 652f.) Dagegen berichtet Siebold (a.a.O. S. 60), daß Naegele überhaupt nur für sein Fach lebte und alle seine Gedanken sich immer nur um dasselbe drehten. Denn als er mit ihm den Fidelio sah und die Sängerin Schröder-Devrient alles durch ihr wunderbares Spiel hinriß, rief Naegele, neben Siebold sitzend, aus: »Sehr schön, sehr schön,« fügte aber gleich leise hinzu: »Freund, glauben Sie wirklich, daß der Kopf des Kindes jemals im geraden Durchmesser des Beckeneingangs zur Geburt sich stellen könne?«
An Stoltz:
Heidelberg, am 12. Dec. 1847.
... Der gar zu schreibselige Simpson James Young Simpson (1811 – 1870). hat mir seine Schrift über das Chloroform sogleich durch die Briefpost geschickt und mir handschriftlich noch einen Fall mitgetheilt, wo er nämlich am 20. November bei einer Dame Gebrauch von dem neuen Berauschungsmittel gemacht hat ...
Heidelberg, den 14. Dec. 1847.
... Jetzt ergreife ich wieder selbst die Feder und frage Sie, ob Sie etwa schon Versuche mit dem Chloroform gemacht haben. Unrecht hat Simpson zu behaupten, diese Methode sei wohlfeiler als die Ätherisation. Die Unze Schwefeläther kostet hier 6 Kreuzer und für die Unze des Chloroform verlangt man, wenigstens jetzt noch, zwei Gulden. Auch verursacht das Chl. furchtbares Brennen am Munde. Der Bonner Kliniker, M. E. A. Naumann schreibt am 28. Dec. 1847 aus Bonn an seinen Bruder: »Neulich habe ich mich mit Chloroform ziemlich stark narkotisiert, und bin kurze Zeit an der Grenze von Sein und Nichtsein herumspaziert. Sonst bin ich durch das Experiment nicht eben sehr erbaut gewesen. Auch auf diesen Gebieten wird entsetzlich gelogen und übertrieben. Wie ich aber soeben, als ich dieses schreibe, aus der Gazette med. de Paris vom 11. dieses Monats ersehe, so soll dies von dem beigemischten Alkohol herrühren. Wie viele Mittel werden wir noch zur Narkotisierung erhalten??? ...
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